Zollitsch und Glück weisen Kritik Kardinal Meisners am Katholikentag zurück

"Die Mitte ist hier"

Ihm fehle die katholische Mitte auf den Katholikentagen, so kritisiert Kölns Kardinal Meisner das heute in Mannheim beginnende Treffen. ZdK-Präsident Alois Glück und Erzbischof Zollitsch haben diese Bedenken nun zurückgewiesen und Kritiker zur Teilnahme aufgefordert.

Kardinal Meisner überreichte Elisabeth-Preis (DR)
Kardinal Meisner überreichte Elisabeth-Preis / ( DR )

Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner hält nicht viel von dem heute in Mannheim beginnenden Katholikentag.

"Katholikentage sind nicht mehr das, was sie mal waren", sagte er in einem Interview des Bonner "General-Anzeigers" Es fehle "die katholische Mitte, bei der man die Verbundenheit und Einheit von Papst, Bischof, Priestern und dem Volk Gottes spürt".



Kardinal Meisner spricht von "bloßen Strukturdebatten"

Der Kardinal wörtlich: "Die Katholikentage sind in meinen Augen nicht mehr das, was sie mal waren." Nicht die Kirche, die Gläubigen müssten aufbrechen, kritisierte Meisner die heutige Ausrichtung der Treffen. Er warnte vor einem Profilverlust der Kirche: "Im Haus muss drin stecken, was über der Tür steht. Wenn katholisch draufsteht, muss der Inhalt entsprechend sein."

Zugleich warnte der Kirchenmann vor "bloßen Strukturdebatten". Meisner betonte, "dass es nicht unbedingt einen Trend zu Katholikentagen gibt". Mit Blick auf 30.000 Gottesdienstbesucher im Kölner Dom zwischen Weihnachten und dem Dreikönigsfest sowie auf die Trierer Heilig-Rock-Wallfahrt mit mehr als einer halben Million Pilgern sagte er: "Da liegen die Aufbrüche. Auch das Volk Gottes stimmt sozusagen mit den Füßen ab."



Gegenüber domradio.de haben in Mannheim der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Robert Zollitsch und der Präsident des ausrichtenden Zentralkomittees der Deutschen Katholiken Alois Glück die Vorwürfe aus Köln zurückgewiesen.

Glück sagte, die von Meisner vermisste geistliche Mitte sei "hier durch ein ganz großes Angebot an Gottesdiensten, Gebeten und Andachten" gegeben, die Kritik daher für ihn nicht nachvollziehbar. Der Katholikentag sei ein "geistliches Ereignis, wo die unterschiedlichsten Glaubenserfahrungen, Lebenswege, und Frömmigkeitsformen erlebbar" seien, mithin "eine große Chance der Bereicherung und des Impulses". Auch in Mannheim sei der Zugang zur Botschaft entscheidend und für die Liturgie gebe es auch hier ganz klare Regeln.



Erzbischof Zollitsch: Geistliche Dimension spielt sehr große Rolle

Zollitsch betonte, dass er bei den vergangenen Katholikentagen stets ganz dabei war, ob nun in Ulm, Saarbrücken, Osnabrück. Er habe "jedesmal erlebt, dass die geistliche Dimension eine sehr große Rolle spielt" und verwies auf "das Geistliche Zentrum, ständige Anbetungen und über 80 Gottesdienste, Bibelarbeit und gemeinsame Betrachtungen und Besinnung in den Kirchen".



Er könne nicht feststellen, dass das Geistliche nicht genügend zum Tragen käme, so Zollitsch weiter. Im Gegenteil, "es ist das Fundament dieses Katholikentages". Aus der geistlichen Besinnung und Vergewisserung heraus würden Diskussionen angegangen.



Der Katholikentag verlange die Bandbreite des Katholischen "und die ist für mich auch gegeben". "Ich habe den Eindruck, dass diejenigen, die tatsächlich manches kritisieren an den Katholikentagen zu wenig selber dabei sind und nicht mitbekommen haben, was diese wirklich Mitte bildet: das geistliche Zentrum, die Kirchen und das Gespräch." Wer in seinem Glauben und seiner Religion ein festes Fundament habe, der könne sich auch den Fragen stellen und versuchen, den Menschen die Fragen haben, eine Antwort aus seinem Glauben herauszugeben.



"Es ist am besten, man ist dabei, um beurteilen zu können."



Zollitsch räumte ein: "Es gibt religiöse Gebetsformen, die mir persönlich nicht liegen, aber ich sage, solange diese Formen zu Gott führen und nicht von Jesus weg, sind sie zunächst einmal etwas Gutes und natürlich, wenn ich an Randerscheinungen hängen bleibe und für das Ganze beurteile, tue ich dem Ganzen Unrecht."



Zum 98. Deutschen Katholikentag in Mannheim werden bis Sonntag mehr als 50.000 Besucher erwartet. Veranstalter ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, die Organisation der katholischen Laien. Unter dem Motto "Einen neuen Aufbruch wagen" will das Christentreffen für eine Erneuerung in Kirche und Gesellschaft werben. An dem Christentreffen in Mannheim nimmt der Kölner Erzbischof nicht teil. Er weihe in etwa zur selben Zeit die neue Benediktinerabtei in Tabgha im Heiligen Land ein, so Meisner: "Jerusalem ist älter als Mannheim."