Wie zwei junge Schwestern den Auftakt in Mannheim erlebten

Schon Mama war dafür

Auf die Plätze, fertig, los: In Mannheim ist der 98. Katholikentag offiziell eröffnet worden. Rund 15.000 Menschen hatten sich dazu auf dem Marktplatz versammelt. Zwei junge Schwestern waren auch dabei – für sie ist der Katholikentag "Familientradition".

Autor/in:
Anna Kohn
Mannheim: Gläubig auch in Jeans (DR)
Mannheim: Gläubig auch in Jeans / ( DR )

"Der Weiße war aus Frankfurt, der Grüne aus Dresden, und aus Köln war der…" Mirjam muss überlegen. Von ihrem Rucksack baumeln die typischen bunte Schals, mit dem Motto des jeweiligen Katholikentages darauf. Ihre Schwester Hannah steht neben ihr, sie hat sich die Schals auch um die Handgelenke und ins Haar gebunden. "Wir waren seit 2000 bei allen Katholiken- und Kirchentagen dabei", sagt Mirjam. "Seit ich zehn bin", ergänzt Hannah.

Mirjam und Hannah sind zusammen mit rund 15.000 Menschen auf den Marktplatz in Mannheim gekommen, um die Eröffnung des Katholikentages zu feiern. Mannheim präsentiert sich bei strahlendem Sonnenschein, nur kalt ist es leider trotzdem. Mirjam bibbert in ihrer leichten Jacke, "in Freiburg war es wärmer", sagt sie. Dort studiert die 23-Jährige Theologie und Französisch. Auch ihrer Schwester Hannah studiert Theologie. "Unsere Eltern sind beide Religionslehrer. Für uns sind die Katholikentage Familientradition."



Hanna: "Es ist diese Mannigfaltigkeit"

Trotzdem ist das nicht der einzige Grund, warum die beiden hier sind, "Die Atmosphäre, die Stimmung, so viele Menschen auf einem Fleck, die alle den gleichen Glauben haben" - Hannah ist auch nach 12 Jahren immer noch begeistert. Und ihre Schwester ergänzt: "Es ist diese Mannigfaltigkeit. Das macht den Katholikentag aus - das hier die verschiedenen Strömungen in der Kirche, das Altes, Traditionelles und ganz Neues aufeinander trifft."

Aber die beiden fahren auch zu den evangelischen Kirchentagen; Ökumene ist ein wichtiges Thema für sie. "Es ist schade, dass hier nicht so viele evangelische Christen sind", meint Hannah. Die Veranstaltungen zur Ökumene stehen deshalb bei den Schwestern ganz oben auf der Liste, dort wollen sie unbedingt hin. Mirjam freut sich außerdem auf die Veranstaltungen zum Zweiten Vatikanischen Konzil - "50 Jahre Vatikanisches Konzil, da kann man jetzt schon schauen, was es uns gebracht hat."

Auf der Bühne verliest währenddessen der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Perisset, das Grußwort von Papst Benedikt. "Aufbrechen kann nur, wer bereit ist, Altes zurückzulassen und sich auf Neues einzulassen", heißt es in dem Schreiben. Das Wort "Aufbruch" wird an diesem Abend noch oft fallen, auch der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch fordert dazu auf, gestärkt von Gottes Geist einen neuen Aufbruch zu wagen.



Zölibat freiwillig

Mirjam und Hannah fällt beim Stichwort "Aufbruch" vor allem der Zölibat ein. "Er sollte nicht komplett abgeschafft werden", meint Mirjam, "aber freiwillig sollte er sein." Auch das Thema "Frauen in der Kirche" liegt den beiden am Herzen. Der Zugang zum Priesteramt sollte Frauen erlaubt sein, denken beide. Auch dieses Anliegen ist eine Art Familientradition: "Unsere Mutter hat vor 30 Jahren auch Theologie studiert - sie wäre damals gern in diese Richtung gegangen."

Frustriert darüber, dass sich in diesem Bereich nicht viel getan hat, sind die beiden aber trotzdem nicht. Mirjam hat einige Zeit in Frankreich und Kanada gelebt, und seit sie im Ausland war, sieht sie die katholische Kirche in Deutschland mit anderen Augen. "Allein, das wir einen Katholikentag haben, das ist schon etwas. In anderen Ländern findet überhaupt kein Dialog statt. Es steht gar nicht so schlecht hier in Deutschland." Hannah nickt energisch, und der bunte Schal in ihrem Haar wippt mit.