Der Katholikentag beginnt mit einem bunten Eröffnungsfest

Aufbruch mit Grünkernküchle

Mit der Grußbotschaft von Papst Benedikt XVI., einer bunten Eröffnungsfeier auf dem Mannheimer Marktplatz und anschließendem Straßenfest in der gesamten Innenstadt hat der 98. Deutsche Katholikentag begonnen. Bis zum Sonntag wollen 60.000 Christen aus ganz Deutschland gemeinsam Gottesdienste feiern, über ihren Glauben und kirchliche Reformen sprechen sowie aktuelle gesellschaftspolitische Herausforderungen vom Klimawandel bis zur demografischen Entwicklung debattieren.

Mannheim: Gläubig auch in Jeans (DR)
Mannheim: Gläubig auch in Jeans / ( DR )

Nach teils heftigen Regen- und Hagelschauern bleib es am Eröffnungsabend endlich trocken. Viele der rund 15.000 Menschen auf dem Marktplatz trugen rote Katholikentagschals mit dem aufgedruckten Motto "Einen neuen Aufbruch wagen". Einige hatten als Symbole des Aufbruchs lange Pilger-Wanderstöcke und rote Rucksäcke dabei. Dem Anspruch der Barrierefreiheit folgend übersetzten Gebärdendolmetscher für Gehörlose das Bühnenprogramm in Zeichensprache. "Es geht darum, das sich nun öffnende Zeitfenster für wichtige anstehende Entscheidungen in Kirche und Gesellschaft zu nutzen", sagte Alois Glück, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, das den Katholikentag organisiert.



Papst Benedikt XVI. rief in seiner vom Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Perisset, verlesenen Grußbotschaft zur Treue im Glauben und zur Kirche auf. Er appellierte an die deutschen Katholiken, die Botschaft des Evangeliums klar zu verkünden. Die jungen Teilnehmer des Katholikentags ermunterte der Papst, im Freundeskreis, in Schule und Beruf für ihren Glauben einzustehen: "Identifiziert euch mit der Kirche, weil sich Christus mit der Kirche identifiziert!"



Zum Bühnenprogramm des Auftaktfests gehörten auch Gebete, das Lesen spiritueller Texte, Tanzvorführungen und Musik. Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, zu dessen Diözese Mannheim gehört, betonte, der Katholikentag wolle ein Fest des Glaubens sein. Zugleich stünden aktuelle gesellschaftspolitische Fragestellungen auf der Agenda. "Wir sehnen uns nach einem Aufbruch zu einer menschlicheren, gerechteren und friedlicheren Welt", so Zollitsch. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte, er hoffe, der Katholikentag könne einen Beitrag zur Sinnstiftung und Orientierung leisten.



Abend der Begegnung

Nach dem Eröffnungsfeier hieß es beim Straßenfest in der Mannheimer City "Alla guut!": Beim "Abend der Begegnung" präsentierten sich die verschiedenen Regionen des gastgebenden Erzbistums Freiburg. Neben einem bunten kulturellen und musikalischen Programm gab es vor allem gutes Essen - mit gut gelaunten Menschen. Die Kurpfalz lockte mit Pfälzer Saumagen, die Region Odenwald-Tauber servierte Grünkernküchle und Kochkäse. Besonders gefragt war der Flammkuchen vom Oberrhein. Die Menschenschlange vor dem Pavillon nahm zeitweilig kein Ende.



Das Stadtfest sollte den Katholikentagsteilnehmern Mannheim und die Regionen im Südwesten näherbringen. Als ehrenamtliche Helfer kamen Ulrike Sorychta und ihre Freundin Maria Binder aus Steinach im Kinzigtal zum Katholikentag. "Es ist herrlich, die Menschen sind superfreundlich", so Ulrike Sorychta. Sie schätzt vor allem, dass während des Katholikentags verschiedene Generationen aufeinandertreffen.



Dicht gedrängt schoben sich Menschen mit roten Halstüchern vorbei an den weißen Zelten und wippten im Takt der Musik. Auch die Mannheimer selbst ließen sich das bunte Treiben in ihrer Stadt nicht entgehen. Angelika Schay kam gemeinsam mit ihrer Mutter und genoss die "super Atmosphäre". Als "traditioneller Besucher von evangelischen Kirchentagen" sei sie gespannt auf den Katholikentag. "Wir erwarten uns vor allem offene Diskussionen zu den brennenden Themen". Auch die "unvollkommene Kirche" müsse zur Sprache kommen. Der Aufbruch kann beginnen.