Kreuzwege in Zeiten der Coronavirus-Krise

"Kreuzweg ist etwas, was zwischen mir und Gott passiert"

Traditionell gehen Christen am Karfreitag den Kreuzweg und erinnern so an den Leidensweg Jesu bis zu seinem Tod am Kreuz. Schwester Katharina Mock erklärt im Interview, wie man den Kreuzweg auch in Zeiten der Corona-Pandemie begehen kann.

Kreuzweg durch die Via Dolorosa (Archivbild) / © David Vaaknin (KNA)
Kreuzweg durch die Via Dolorosa (Archivbild) / © David Vaaknin ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie ist das denn, dürfen Gläubige an diesem Karfreitag in der Corona-Zeit individuell den Kreuzweg gehen? Oder gibts da Einschränkungen?

Schwester Katharina Mock (Generaloberin der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vincenz von Paul zu Paderborn): Individuell kann man den Kreuzweg gehen. Ich denke, man muss auf die vorgeschriebenen Abstandregeln achten. Ansonsten ist der Kreuzweg sowieso etwas, was zwischen mir und Gott oder Jesus passiert. Ich gehe ja meditierend seinen Weg nach.

DOMRADIO.DE: Wie halten Sie und Ihre Mitschwestern das in diesem Jahr? Sie haben mir erzählt, dass es zum Beispiel draußen bei Ihnen im Klostergarten auch einen Kreuzweg gibt.

Sr. Katharina Mock: Ja, den Kreuzweg im Klostergarten beten die Schwestern auch alleine. Sie gehen von Kreuzwegstation zu Kreuzwegstation. Wir beten traditionell den Kreuzweg am Karfreitag gemeinsam. Das tun wir auch heute. Wir machen das in diesem Jahr in unserer Mutterhaus-Kirche. Dort ist Platz für 300 Personen.

Wir sind eine Gruppe von 30 Personen, die sich weit genug auseinander in dieser großen Kirche verteilt. Wir können uns nicht hören ohne Mikrofon, deswegen sind die Vorbeter mit Mikrofonen ausgestattet. Dann beten wir meditierend gemeinsam den Kreuzweg.

DOMRADIO.DE: Auch bei Ihnen im Kloster ist in diesem Jahr alles anders – sind die Kar- und Ostertage anders als normalerweise. Sie haben jetzt beschrieben, wie Sie den Kreuzweg gemeinsam begehen. Wie sieht der Tag danach aus bei Ihnen im Kloster?

Sr. Katharina Mock: Wir beten zusammen, auch verteilt in der großen Kirche, den Rosenkranz. Das machen wir eigentlich jetzt jeden Tag, seit die Corona-Krise begonnen hat, dass wir zusammen den Rosenkranz beten für eine baldige Beendigung der Krise.

DOMRADIO.DE: Die Corona-Krise wird den Menschen in dieser Zeit quasi zum Kreuz. Das passt inhaltlich eigentlich sehr gut zum Karfreitag. Wie greifen Sie das auf?

Sr. Katharina Mock: Wir haben gestern auch in der Ölberg-Stunde für die Menschen gebetet, die jetzt in besonderer Weise unter der Corona-Krise leiden. Aber ich glaube, dass man nicht nur auf das Kreuz schauen kann. Es ist momentan wie eine lange Grabesruhe, vielleicht auch eine etwas länger andauernde Grabesruhe Jesu – so empfinde ich das. Aber ich glaube, dass danach auch ganz andere Erfahrungen von Auferstehung möglich sind.

DOMRADIO.DE: Für alle, die auch in diesem Jahr nicht darauf verzichten wollen, den Kreuzweg in Gemeinschaft zu beten, haben Sie selbst aber auch noch an einem ganz besonderen virtuellen Angebot mitgewirkt. Was ist das?

Sr. Katharina Mock: Wir haben von der Diözese Paderborn den Kreuzweg in einem Studio aufgenommen und haben dort eine Kreuzweg-Meditation eingesprochen. Da sind dann auch Bilder unterlegt und es gibt Musik, sodass Gläubige, die selber den Kreuzweg nicht in Gedanken meditieren können, sondern ein bisschen Anregung dazu benötigen, diesen Kreuzweg mitbeten und mitgehen können. Vielleicht auch in Gemeinschaft im Haus, sodass der Kreuzweg auch nicht allein gebetet werden muss.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR
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