Alternative zur Karfreitagsprozession in Lohr

"Die Prozession fällt nicht aus, sie findet nur anders statt"

Normalerweise kommen bei Prozessionen viele Menschen zusammen. Dieses Jahr wird in Lohr am Main an Karfreitag allerdings anders. Anstatt durch die Stadt zu ziehen, sollen nun geschmückte Stationen in der Pfarrkirche ausgestellt werden.

Karfreitag: Jesus wird ans Kreuz genagelt (dpa)
Karfreitag: Jesus wird ans Kreuz genagelt / ( dpa )

Nach der Corona-bedingten Absage der berühmten Lohrer Karfreitagsprozession durch die Innenstadt von Lohr am Main bereitet die katholische Kirche in der Stadt eine Alternative vor. "Die Prozession fällt nicht aus, sie findet nur anders statt", sagte Pfarrer Sven Johannsen am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur. 

Anstatt die lebensgroßen Figuren an den Menschen vorbei durch die Stadt zu tragen, sollen nun vier geschmückte Stationen von Mittwoch bis Samstag in der Stadtpfarrkirche ausgestellt werden, um ein stilles Gebet zu ermöglichen. Außerdem soll es eine besondere Verbindung nach Italien geben.

Keine Gruppenbildung

Konkret werden laut Johannsen der Kreuzschlepper, das Heilige Kreuz, die Pieta und Jona im Walfisch ganztägig präsentiert werden. "Wichtig ist, dass sich keine Gruppen in der Kirche bilden, deshalb sind sie eine lange Zeit ausgestellt“, betonte der Pfarrer. "Wir wollten aber die Prozession nicht einfach übergehen." 

Es soll auch ein Video mit Meditationen und Orgelmusik zu den vier Stationen auf der Homepage der Pfarrei, deren Youtube-Kanal und auf Facebook geben. An Karfreitag selbst soll es dann eine Audiodatei mit den Texten und der Musik in Endlosschleife in der Kirche geben.

Außerdem organisiert Johannsen derzeit einen Austausch mit der italienischen Erzdiözese Sassari auf Sardinien, wo es auch normalerweise eine Prozession am Dienstag gibt, die jedoch nicht stattfindet. Texte und Bilder sollen die jeweiligen Umzüge beschreiben. 

Außerdem soll es Grußworte der Bischöfe geben. So soll auf den Websites der beiden Orte eine "virtuelle Prozession von Sardinien in den Spessart" entstehen, so der Priester.

Erste Absage seit Jahrzehnten

Mitte März hatte die katholische Pfarrei die öffentliche Karfreitagsprozession durch die Lohrer Innenstadt "erstmals seit vielen Jahrzehnten" abgesagt, wie es damals hieß. Der ausgerufene Katastrophenfall in Bayern sowie ein Dekret des Würzburger Bischofs Franz Jung ließen keine Alternativen zu.

Zur Lohrer Karfreitagsprozession kommen normalerweise jedes Jahr mehrere Tausend Besucher in die unterfränkische Stadt. Begleitet von zwei Musikkapellen, die Trauerchoräle oder einzelne Paukenschläge spielen, tragen vor allem schwarz gekleidete Männer 13 lebensgroße figürliche Darstellungen des Leidens Christi durch die Altstadt. Der vor mehr als 350 Jahren erstmals urkundlich erwähnte Umzug gilt als eine der letzten vollständigen Bilderprozessionen in Deutschland.

Karwoche

Die letzte Woche vor Ostern wird auch als Karwoche bezeichnet. Das Wort "Kar" stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet "Trauer", "Klage" oder "Kummer". Die Karwoche beginnt mit dem Palmsonntag: In Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem versammeln sich die Gläubigen zur Segnung der Palmen - in Deutschland meist Buchsbaumzweige - und ziehen dann in einer Prozession zum Gotteshaus.

Karwoche / © Felix Kästle (dpa)
Karwoche / © Felix Kästle ( dpa )
Quelle:
KNA