Heilige Woche in Jerusalem gestartet

Palmprozession als erster Höhepunkt

Mit den Palmsonntagsfeiern haben in Jerusalem die Feiern der Heiligen Woche begonnen. Zur traditionellen katholischen Palmsonntagsprozession zogen am Nachmittag einheimische und ausländische Pilger über den Ölberg zur Anna-Kirche in der Altstadt.

Eindrücke vom Hochamt mit Palmsegnung in Jerusalem / © Renardo Schlegelmilch (DR)
Eindrücke vom Hochamt mit Palmsegnung in Jerusalem / © Renardo Schlegelmilch ( DR )

Bereits am frühen Morgen hatten die verschiedenen Konfessionen um die frisch restaurierte Grabkapelle in der Jerusalemer Grabeskirche Liturgien nach den verschiedenen Riten gefeiert. Die Polizei hatte für das mit dem Sedermahl am Montagabend beginnende jüdische Pessachfest sowie die Kar- und Osterfeiern erhöhte Sicherheitsmaßnahmen angekündigt.

Viele Pilger bei Palmprozession

Deutlich mehr Besucher zogen mit Palmzweigen und Fahnen über den Ölberg, darunter viele Christen aus dem Westjordanland sowie zahlreiche Pilger aus Ägypten. Über dem Zugweg kreiste wie in den Vorjahren ein Hubschrauber. Die Polizei hinderte Pilger daran, mit palästinensischen Fahnen in die Altstadt zu ziehen.

Die Palmprozession, die an den Einzug Jesu nach Jerusalem vor seiner Kreuzigung erinnert, ist für Pilger einer der Höhepunkte der Karwoche vor Ort. Am Startpunkt, der Kirche von Betfage, wird nach alter Tradition der Stein verehrt, von dem aus Jesus bei seinem Einzug auf den Esel gestiegen sein soll.

Gedenken nach Anschlag auf Kirchen in Ägypten

Mit einem stillen Gedenken an die Opfer der Anschläge auf zwei Kirchen in Ägypten haben tausende Christen in Jerusalem die traditionelle Palmsonntagsprozession beendet. Im Hof der Anna-Kirche rief der Leiter des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, die Christen zur Einheit auf.

Trotz aller traurigen Nachrichten und des schwierigen Alltags im durch Spaltungen geprägten Jerusalem sei die Prozession eine "wunderbare Erfahrung von Kirche", an der "die Freude des Christseins spürbar" sei.

Erfreut äußerte sich Pizzaballa über die seit Jahren beispiellos hohe Zahl von Pilgern, die aus aller Welt zur Palmprozession kamen und zeigten, "dass wir stark sind". "Jerusalem wird immer auch christlich bleiben, weil es trotz aller Spaltungen immer viele kleine Liebeskeime - die Christen - geben wird, die auch wenn sie zertreten werden, wissen, Widerstand zu leisten", so der Italiener wörtlich.

Das israelische Tourismusministerium erwartet für die Pessach- und Osterfeiertage einen Anstieg der Touristenzahlen um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Ministerium rechne mit 79.500 christlichen Pilgern für die Heilige Woche, sagte die Ministeriumssprecherin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Jerusalem. Zusätzlich werden 78.500 jüdische Besucher zum Pessachfest erwartet.

Erhöhte Polizeipräsenz

Medienberichten zufolge sollen 1.500 zusätzliche Polizisten in und um die Altstadt im Einsatz sein. Insgesamt seien mehr als 3.500 Polizisten vor Ort. Das Auswärtige Amt hatte Besucher in Jerusalem zu besonders vorsichtigem Verhalten im öffentlichen Raum gemahnt. Größere Menschenansammlungen seien wo möglich zu meiden.

Feierlichkeiten fallen auf gleiche Tage

Die Feiern des Leidens und der Auferstehung Jesu werden in diesem Jahr trotz der verschiedenen Kalendersysteme von Christen der West- und der Ostkirchen an den gleichen Tagen begangen. Erstmals finden in diesem Jahr zudem die zentralen Osterfeiern vor und in der frischrestaurierten Grabkapelle statt. In die Heilige Woche fällt auch das jüdische Pessachfest, das am Montag mit dem Sonnenuntergang beginnt und am 18. April mit Anbruch der Dunkelheit endet.


Quelle:
KNA