Papst wäscht straffälligen Jugendlichen die Füße

"Liebkosung Jesu"

Papst Franziskus hat die traditionelle Abendmahlsmesse am Gründonnerstag in einem römischen Jugendgefängnis gefeiert. Die Fußwaschung beschreibt Franziskus als eine "Liebkosung Jesu".

 (DR)

Papst Franziskus hat die traditionelle Abendmahlsmesse am Gründonnerstag in einem römischen Jugendgefängnis gefeiert. Auch die rituelle Fußwaschung, die an die Einsetzung der Abendmahlsfeier durch Jesus Christus am Vorabend seiner Kreuzigung erinnert, nahm der Papst in der Strafanstalt Casal del Marmo vor. Zwölf Jugendlichen unterschiedlicher nationaler und religiöser Herkunft, darunter zwei Mädchen, wusch das Kirchenoberhaupt die Füße.

Aufruf zur gegenseitigen Hilfe

Franziskus nannte diese Geste an den Gefangenen seine Pflicht als Priester und Bischof. "Der höchste unter uns muss Dienst an den anderen tun", die Fußwaschung sei ein Symbol dafür, sagte er in seiner frei gehaltenen Predigt zu den Gefangenen: "Wir müssen uns nicht jeden Tag gegenseitig die Füße waschen, aber wir müssen uns gegenseitig helfen." Die Fußwaschung sei eine "Liebkosung Jesu", denn dieser sei zu den Menschen gekommen, um ihnen zu helfen.

Der ehemalige Erzbischof von Buenos Aires feierte den Abendmahlsgottesdienst am Gründonnerstag bereits als Kardinal regelmäßig in einem Krankenhaus, einer Haftanstalt oder einer Obdachlosenunterkunft. An dem Gottesdienst rund zwei Wochen nach der Wahl Jorge Mario Bergoglios zum Papst nahmen 50 Insassen des Jugendgefängnisses teil. Nach dem Gottesdienst traf der Papst sich in der Sporthalle der Haftanstalt mit insgesamt 150 Gefangenen.

Benedikt besuchte auch schon das Gefängnis

Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. hatte bei der Abendmahlsmesse in der römischen Lateranbasilika regelmäßig zwölf Priestern die Füße gewaschen. Vor Franziskus hatten bereits Benedikt im Jahr 2007 und Papst Johannes Paul II. 1980 die Jugendstrafanstalt Casal del Marmo besucht. Der neue Papst wird die Lateranbasilika, in der die Abendmahlsfeier traditionell zelebriert wird, nach Ostern als Kathedrale des Bischofs von Rom offiziell in Besitz nehmen. Alle übrigen liturgischen Feiern der Kar- und Ostertage will der Papst an den traditionell dafür vorgesehenen Orten zelebrieren.

Mit dem Papst sollten in der Jugendstrafanstalt Casal del Marmo Roms Kardinalvikar Agostino Vallini und der Gefängnisgeistliche Gaetano Greco konzelebrieren. Gestaltet wurde die Messe, die auf Wunsch des Papstes sehr einfach sein sollte, von einer Freiwilligengruppe, die die Gefangenen betreut. Als Geschenk wollten die Jugendlichen dem Papst ein Holzkreuz sowie eine hölzerne Kniebank überreichen, die in der Werkstätte des Gefängnisses angefertigt wurde. Der Papst seinerseits wollte allen Ostereier sowie eine Colomba, eine Ostergebäck in Taubenform, mitbringen, hieß es im Vatikan.

Die straffälligen Jugendlichen sind in Casal del Marmo in drei Gebäuden untergebracht. Ein Haus ist für weibliche Häftlinge bestimmt und zwei für männliche, wobei laut italienischem Recht minderjährige Häftlinge zwischen 14 und 18 Jahren strikt von jungen Erwachsenen (18 bis 21 Jahren) getrennt sein müssen. Im Obergeschoss der Gebäude befinden sich jeweils die Schlafzellen für zwei oder drei Personen, unten der Ess- und Freizeitbereich. Im Jahr 2012 haben in der Anstalt 251 Personen, davon 172 männliche und 79 weibliche Jugendliche eingesessen, so eine offizielle Mitteilung der Vollzugsanstalt.


Quelle:
KNA , epd , DR