Beginn des Straßenkarnevals an Weiberfastnacht

Die Jecken sind wieder los

Die Narren sind nun wieder los - und müssen zittern. Aber nicht wegen der Kälte, denn ausgerecht zum Start in die Karnevalstage droht an Weiberfastnacht Sturm. Zudem trüben mancherorts die Sicherheitsauflagen die Stimmung.

Karnevalisten / © Federico Gambarini (dpa)
Karnevalisten / © Federico Gambarini ( dpa )

An diesem Donnerstag beginnen die tollen Tage - unter strengeren Sicherheitsvorkehrungen denn je. Als Reaktion auf Terroranschläge wie in Berlin werden vielerorts Fahrzeugsperren eingesetzt.

Lastwagen-Fahrverbot

In Köln dürfen am Karnevalssonntag und an Rosenmontag keine Lastwagen über 7,5 Tonnen in die Innenstadt fahren. "Bei drohenden Gefahren werden wir konsequent einschreiten", kündigte Polizeipräsident Jürgen Mathies an. Auch Düsseldorf hat ein Lastwagen-Fahrverbot verhängt. In Düsseldorf und Köln will die Polizei zudem Beamte mit Maschinenpistolen einsetzen. Es gebe zwar keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdung, aber ein abstraktes Sicherheitsrisiko. In Mainz werden Spezialeinsatzkräfte und Hubschrauber in Bereitschaft gehalten. An neuralgischen Plätzen wie vor dem Mainzer Hauptbahnhof wird eine Videoüberwachung eingerichtet.

Schwierigkeiten für kleinere Karnevalsvereine

Für kleinere Karnevalsvereine wird es immer schwieriger, die verschärften Sicherheitsauflagen zu erfüllen. Der traditionelle Karnevalszug in Velbert-Tönisheide bei Düsseldorf fällt in diesem Jahr sogar aus. Es hätten sich nicht genügend ehrenamtliche Helfer gefunden, die bereit gewesen wären, sich an den Absperrungen zu postieren, sagte der Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft Zylinderköpp, Carl-Frank Fügler, am Mittwoch. Ein Grund dafür sei, dass sie dort auf eigenes Risiko stehen müssten, denn im Terrorfall greife keine Versicherung.

Das alles muss aber noch nicht bedeuten, dass an Karneval weniger Menschen auf die Straße gehen. "Karneval ist ein Fest des rauschhaften Vergessens", sagt der Psychologe und Buchautor Stephan Grünewald. "Man will sich von der Schwere befreien und in eine konsequenzlose Verwandlung eintauchen. In schlechten Zeiten wollen die Menschen erst recht Karneval feiern."

Trump im Blickpunkt

Besonders im Blickpunkt der Karnevalisten steht dieses Jahr US-Präsident Donald Trump. Ein Wagen aus dem Kölner Rosenmontagszug zeigt ihn als Neuling in einer Schulklasse - mit den Nuklear-Codes in der Schultüte. In Mainz wird Trump als Elefant im Porzellanladen dargestellt. Düsseldorf hält sein Trump-Motiv noch geheim, doch Wagenbauer Jacques Tilly meint: "Er ist natürlich eine Karikatur an sich und damit ein Göttergeschenk für Karikaturisten."

Schlechtes Wetter angekündigt

Eine Herausforderung für den Straßenkarneval wird das Wetter. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet an Weiberfastnacht mit Regen und Sturmböen zwischen 80 und 100 Kilometern in der Stunde. Es könne ähnlich kritisch werden wie vergangenes Jahr an Rosenmontag, als Karnevalszüge wegen Sturms abgesagt wurden. In Düsseldorf wollten die Karnevalisten am Donnerstag kurzfristig entscheiden, ob das Programm wegen Sturmgefahr verkürzt wird.

Ab Freitag soll der Wind ein wenig nachlassen. Die Höchsttemperaturen sinken Freitag und Samstag aber auf 5 bis 7 Grad. In der Nacht zum Samstag sei auch wieder Frost bis in die tiefen Lagen möglich. Zum Sonntag soll es wieder milder werden. Der Rosenmontag wird nach ersten Prognosen nicht ganz so nass und stürmisch wie Altweiber - mit gutem Wetter rechnen die Experten aber auch nicht.

Kein Kölner Wagen zur Reformation

Bei Kölns Protestanten drückt etwas anderes auf das Gemüt: Anders als bei den Rosenmontagszügen in Mainz und Düsseldorf wird es keinen Wagen zu 500 Jahre Reformation geben, sagte Kölns Stadtsuperintendent Rolf Domning am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

"Wir machen niemandem einen Vorwurf, aber wir hätten schon sehr gerne einen eigenen Motivwagen zu diesem großen Anlass gehabt", bedauerte der Chef des evangelischen Kirchenverbands Köln und Region.

Diesen Vorschlag habe das Festkomitee Kölner Karneval vor zwei Jahren unterstützt, so Domning. Im Herbst sei dann das Angebot gekommen, einen Wagen mit dem Kölner Zentral-Dombau-Verein, dem Kölner Männer-Gesang-Verein und dem Karnevalsverein "Unger uns" zu teilen. "Das waren nicht die Bedingungen, die wir uns erhofft hatten", sagte der Geistliche.

Nun wird der Kölner Pastor sogar nach Düsseldorf abwandern - zumindest für Rosenmontag: Er folge der Einladung, auf dem Motivwagen des Kirchenkreises Düsseldorf mitzufahren. Motto: "Vergnügt, erlöst, befreit, evangelisch. Reformation im Rheinland - seit 500 Jahren." Sprachliche Besonderheiten seien geklärt. Gelegentliche Alaaf-Rufe des Kölner Stadtsuperintendenten in der "Helau-Region" Düsseldorf würden als fröhlicher Ausdruck der Verständigung und keinesfalls als Provokation verstanden.

Luther vielleicht auf dem Geheimwagen?

Eine Chance auf Luthers Präsenz im Kölner Rosenmontagszug besteht aber noch: Vielleicht taucht der Reformator auf dem "Geheimwagen" auf, dessen Motiv das Festkomitee traditionell bis zum Start des Zuges nicht verrät.

Unterdessen stellte die evangelische Kirche in Düsseldorf ihren Karnevalswagen mit Luther vor. Er zeigt einen zwinkernden Reformator mit seinen 95 Thesen und einem Hammer in den Händen und zwei Nägeln zwischen den Lippen. Nicht Wittenberg bildet die Kulisse, sondern die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt, in der die Türme von Johannes- und Neanderkirche mitschunkeln.


Kein Karneval für Flüchtlinge? / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Kein Karneval für Flüchtlinge? / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Karneval am Kölner Dom / © Oliver Berg (dpa)
Karneval am Kölner Dom / © Oliver Berg ( dpa )
Quelle:
dpa , KNA