Peter Brings im Jubiläumsinterview

"Gott ist eine Frau"

Brings feiern in diesem Sommer ihr 25-jähriges Bandbestehen. Im domradio.de-Interview verrät Peter Brings, warum sie eigentlich mit Karneval nichts zu tun haben wollten und warum sein Bild von Gott weiblich ist.

Brings 1997 / © Achim Scheidemann (dpa)
Brings 1997 / © Achim Scheidemann ( dpa )

domradio.de: Das erste Mal habe ich Euch in meiner Schule gesehen, der Montessori-Schule in Köln-Bickendorf. Eure Band spielte mit englischen Texten in der Schulaula, das war noch vor Brings.

Peter Brings: "No Excuse" das war die erste Band, da haben wir angefangen englisch zu singen und haben das ein paar Jahre gemacht und so Sachen wie "Rheinkultur" wir gespielt. Dann wurde das mit den Texten schwierig. Der Rolly, mein Vater, sagte dann zu mir: 'Irgendwie die Texte, Jungs, was ihr da singt, das ist ganz schlechtes Englisch, denkt doch mal darüber nach, in Eurer Sprache zu schreiben'. Da habe ich Katharina als erste Kölsche Nummer geschrieben. Dabei ist es geblieben und es ist irgendwann Brings entstanden. 1991 haben wir das erste Album veröffentlicht.

domradio.de: Ihr hattet ja erstmal bei Brings nichts mit Karneval am Hut, oder?

Peter Brings: Der erste Hit von uns "Ich möch ze Fooß noh Kölle jonn ", das ist ein Blues. Wir hatten keinen Bock, in den Karneval reingezogen zu werden. Erstmal kamen wir aus einer typischen 68er Familie. Mit dem Sitzungskarneval hatten wir nichts zu tun. In der Zeit war der Karneval auch noch bis Anfang in die 2000er Jahre sehr sexistisch, teilweise spießig und nicht mehr zeitgemäß. Das hatte mit dem Leben draußen nichts zu tun und da wollten wir nichts mit zu tun haben. Wir sind dann mit "Superjeilezick" in den Karneval gegangen. Das war ja eigentlich undenkbar, dass so ein Text, so eine Geschichte im Gürzenich von den Prinzen gesungen wird. Eigentlich ist mir das bis heute schleierhaft, dass das passiert ist. Es ist passiert und damit waren wir nach den Bläck Föös, die schon einmal so eine neue Ära in den Karneval gebracht haben und sehr kämpfen mussten, um was Neues reinzubringen, die zweite Band, die eine Wende in den Karneval gebracht hat.

domradio.de: Mögen Deine Kinder eigentlich die Musik?

Peter Brings: Meine Jungs sind ganz stolz auf mich. Der Louis, der 15-Jährige, hört andere Musik. Der Lukas, mittlerweile 18, der hört sich das richtig an, was ich da mache. Meine Tochter ist sechs und findet das super. sie tanzt im Karnevalsverein, kennt alle Songs. Da ist der Papa noch Held. In der Pubertät ist man mal kurz ein paar Jahre peinlich und dann kommen die Kinder wieder zurück.

domradio.de: Ihr habt eine Show zu Weihnachten mit vielen Gästen in der Lanxess-Arena geplant "Brings auf der Suche nach dem hellije Kraat ", wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Peter Brings: Grundsätzlich hast Du ja dieses Überthema Weihnachten und das ist ja sehr schwer, jedes Mal eine neue Geschichte an den Start zu kriegen. Diesmal suchen wir nicht den Heiligen Grat, sondern den Heiligen "Kraat". Im Endeffekt sind wir auf der Suche der Menschen, die nach Jesus gekommen sind.

domradio.de: Ihr wollt also sagen, wir Rheinländer sind die Nachfolger Jesu Christi?

Peter Brings: Gott ist ja in jedem Menschen! Wir sind ja ein Abbild Gottes, das ist ja eine ganz klare Sache. Gott ist sehr wahrscheinlich Frau und Mann, er wird beides sein und wenn er clever ist, ist er eine Frau.

Ich glaube ja eher, Gott ist eine Frau. Dass mit dem Mann mit dem weißen Bart glaube ich nicht, weil Leben schenken auf dieser Welt keine Männer, sondern Frauen. Kriege führen in den meisten Fällen auch nur Männer und auch keine Frauen. Familien führen auch nicht Männer, sondern Frauen.

Das Interview führte Tommy Millhome.


Peter Brings (l) mit Tommy Millhome / © Tommy Millhome (DR)
Peter Brings (l) mit Tommy Millhome / © Tommy Millhome ( DR )
Quelle:
DR