Kölner Dom wappnet sich für die Karnevalstage

Schutz vor Wildpinklern und anderen Jecken

Für die einen ist er eine monumentale Sehenswürdigkeit, für andere ein religiöser Ort: Der Kölner Dom. Ihn zu schützen ist eine Herausforderung - gerade an Karneval und erst recht seit den Ereignissen der Silvesternacht.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Polizisten rund um Dom und Hauptbahnhof / © Maja Hitij (dpa)
Polizisten rund um Dom und Hauptbahnhof / © Maja Hitij ( dpa )

Der Kölner Dom als monumentales Massen-WC - eine Schreckensvision, die nicht nur für Dom- und Stadtdechant Robert Kleine zum Himmel stinkt. Die "Wildpinkler" rund um das Weltkulturerbe sind jetzt sogar Thema beim Rosenmontagszug. Doch nicht nur das illegale Urinieren in Ecken und Nischen zeigt, dass die Kathedrale selbst manchmal Schutz braucht, gerade zu Karneval und erst recht seit den Gewaltvorfällen der Silvesternacht in Köln.

Dom schließt an Karneval nach morgendlichen Gottesdiensten

Zunächst wird die Bischofskirche - wie jedes Jahr - an Weiberfastnacht, Karnevalssamstag und -sonntag sowie Rosenmontag nach den morgendlichen Gottesdiensten geschlossen, berichtet Kleine.

Nicht, weil man Spaßbremse oder Spielverderber sein will, schließlich hat der Karneval auch ein kirchliches Fundament. Vielmehr geht es um Sicherheitsgründe. "Damit wollen wir verhindern, dass zum Beispiel Angetrunkene hier ihr Unwesen treiben", so der Vize-Hausherr von Deutschlands größter Sehenswürdigkeit. Wer sich aber vor dem Feiern noch göttlichen Segen abholen will, kann durchaus kostümiert in den Dom kommen - sofern es der Würde des Ortes entspricht, so der Domdechant. Ein Besuch der Domschatzkammer oder eine Turmbesteigung müssen an diesen Tagen ebenfalls ausfallen.

Maßnahmen gegen "Wildpinkler"

Gegen die "Wildpinkler", die das Domkapitel schon seit langem ärgern, werden dieses Jahr besondere Maßnahmen ergriffen: Erstmals wird die Westfassade mit dem Hauptportal an Weiberfastnacht und Rosenmontag mit Gittern abgesperrt. "Dass jemand dort seine Notdurft verrichtet, können wir nicht hinnehmen", unterstreicht der Domdechant. Die Verunreinigung der Fläche könne man "nicht nur sehen, sondern allzu oft auch riechen". Zudem dient das Hauptportal im von Papst Franziskus ausgerufenen "Heiligen Jahr der Barmherzigkeit" als "Heilige Pforte". Die Nordseite des Domes ist bereits seit einiger Zeit entsprechend gegen "Wildpinkler" abgesperrt.

Auch das Festkomitee Kölner Karneval greift mit einem Persiflage-Wagen die Kritik an der übelriechenden Unsitte auf: Unter dem Motto "Du pisst Kölle!" zeigt der "Wildpinkler"-Wagen die Kathedrale, behängt mit jeder Menge Stehklosetts. Vor den vielen herannahenden Jecken, die sich an ihm erleichtern wollen, verzieht der Dom angewidert sein steinernes Gesicht. Das Festkomitee selbst reagiert auf den Missstand, indem es rund um den Dom zusätzliche Toiletten aufstellt.

Keine Erhöhung der Anzahl der Domschweizer

Auch für den neuen Kölner Polizeipräsidenten Jürgen Mathies ist die Situation an Dom und Hauptbahnhof "unerträglich". Die Region sei "in einer Weise verkommen", dass sich zahlreiche Bürger und Besucher dort nicht mehr sicher fühlten, sagte er jetzt einer Zeitung. "Wir müssen dringend dafür sorgen, dass sich dieser Zustand am Eingangstor der Stadt schon bald ändert."

Mehr Sicherheitskräfte seitens der Polizei

Dazu zählt auch, dass es in diesem Jahr mehr Sicherheitskräfte seitens Polizei und Stadt Köln geben wird. Am Dom selbst wird die Zahl der Domschweizer nicht erhöht, wie Kleine erläutert. "Wir haben natürlich wie immer eine Wache im Dom, die Tag und Nacht im Einsatz ist." Kleine wie auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hoffen auf einen friedlichen, störungsfreien Karneval, "ohne dass Menschen Übergriffen ausgesetzt sind, wie wir es in der Silvesternacht erlebt haben, so wie ich es mir nicht vorstellen konnte, so wie wir es in Köln nicht wollen, erst recht nicht an unserem Fest", sagte Woelki kürzlich.

Dass der Dom als eine Art Zufluchtsort bei Gefahr dienen könnte, hält Kleine indes für illusorisch. "Wir können doch nicht mit zwei Domschweizern sicherstellen, dass jemand, der verfolgt wird, in den Dom kommt, die Verfolger aber nicht." Damit es nicht zu ähnlichen Gewaltexzessen wie an Silvester kommt, setzt Kleine auf mehr Polizei, aufmerksame Bürger und Zivilcourage. Gegengewalt oder Selbstjustiz etwa in Form von Bürgerwehren erteilt der Geistliche eine klare Absage. Kleine selbst, als "Feldhillije" eine Art Regimentskaplan bei den Kölner Altstädtern, wird beim Rosenmontagszug auf einem Wagen mitfahren. "Da werfe ich dann Kamelle und Strüssjer und bin beruhigt, dass der Dom zu ist."


Quelle:
KNA