Warum jetzt schon über die nächste Session gesprochen wird

Was wird aus der Domsitzung?

Das Festkomitee Kölner Karneval hat die Karnevalsgesellschaften aufgefordert, Vorschläge zu entwickeln, wie Karneval in Corona-Zeiten ablaufen kann. Auch die Domsitzung ist betroffen, die nur einmal stattfindet. Schunkeln mit 1,5 Meter Abstand?

Karnevalssitzung in Köln: Nur noch mit 2G oder 3G plus? / © Henning Kaiser (dpa)
Karnevalssitzung in Köln: Nur noch mit 2G oder 3G plus? / © Henning Kaiser ( dpa )

DOMRADIO.DE: Die Domsitzung im Tanzbrunnen gibt es nur einmal. Der Zweck ist die finanzielle Förderung der Körperschaft Hohe Domkirche zu Köln. Der Kartenverkauf beginnt ab Ende September. Termin ist der 24. Januar 2021. Wie ist der Stand der Dinge?

Heinz-Theo Müller (Vorsitzender der Domsitzung e.V.): Das wäre die 25. Domsitzung. Wir sind vorbereitet und können die Sitzungen durchführen, wenn solche Veranstaltungen zugelassen werden. Das Programm steht. Die Karten sind vorbereitet. Unsere Leute sind alle motiviert. Wir entwickeln gerade unser eigenes Motto. Wir sammeln noch Ideen, wie wir den Orden gestalten. Das machen wir alles. Theoretisch könnten wir die Sitzungen dann durchführen, wenn es vom Gesetzgeber zugelassen wird.

DOMRADIO.DE: Herr Kuckelkorn, der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, hat alle Mitgliedsvereine angeschrieben und sie aufgefordert, sich gedanklich auf verschiedene Szenarien einzustellen. Haben Sie das auch schon getan?

Müller: Wir sind natürlich alle ein bisschen von der Corona-Krise überrollt worden. Wir hatten Vorstandssitzungen geplant, die mussten wir jetzt erst einmal absagen und abwarten. Wir haben für die kommende Woche eine Vorstandssitzung in Form einer Telefonkonferenz geplant. An die neuen Techniken müssen wir uns noch gewöhnen.

Wir werden dann miteinander abstimmen, welche Wege wir gehen können. Aber letztendlich wissen wir ja nicht, was auf uns zukommt. Christoph Kuckelkorn hat gesagt, es wird Karneval gefeiert. Ja, wird es bestimmt. In Köln ist immer Karneval gefeiert worden, ob im Zweiten Weltkrieg oder danach oder beim Golfkrieg, aber mit Sicherheit wird in einer anderen Form gefeiert. Aber dazu kann ich heute noch gar nichts sagen.

DOMRADIO.DE: Also so konkrete Überlegungen wie zum Beispiel, dass nur jeder zweite Stuhl besetzt wird, soweit sind Sie noch nicht?

Müller: Ich kann Ihnen nur sagen, wenn wir das machen würden, würden wir viele Menschen vor den Kopf stoßen. Mit 500 Leuten auf anderthalb Metern Abstand miteinander zu schunkeln, ist dann natürlich auch schwer vorstellbar. Ich habe im Moment noch keine Vorstellung, wie Karneval im kommenden Jahr, wenn es keine Medikamente bis dahin gibt, durchgeführt wird.

DOMRADIO.DE: Die Domsitzung ist eine, bei der sich die katholische "Familich" trifft. Gesetzt den Fall, das würde ausfallen wegen der Coronavirus-Pandemie, was würde das für das katholische Leben in Köln bedeuten?

Müller: Die Gewinne der Domsitzung fließen immer in Projekte für den Dom. Wir haben im Moment ein Projekt, welches wir auch im kommenden Jahr abschließen wollten. Das ist ein Tastmodell für Blinde, welches vor dem Dom aufgebaut werden soll. Da sind wir in der Vorbereitung schon weit fortgeschritten, aber das soll alles finanziert werden, und ich weiß nicht, ob wir das dann im kommenden Jahr hinbekommen würden.

DOMRADIO.DE: Beschreiben Sie mal eben, was das Tastmodell für Blinde ist.

Müller: Das Tastmodell für Blinde wäre ein in Bronze gegosser Dom, das vor dem Dom aufgestellt wird und mit dem man den Dom ertasten und fühlen kann. Zusätzlich wird es in Blindenschrift auch Erklärungen zum Dom geben. So ein Modell gibt es zum Beispiel in Aachen vor dem Aachener Dom. Wir haben es leider noch nicht, aber da sind wir ja dran.

DOMRADIO.DE: Das heißt, es könnte schwierig werden, dieses Projekt zu vollenden, wenn die Domsitzung ausfallen müsste.

Müller: Ja, aber die Sitzung ist auch ein wichtiger Kommunikationspunkt für uns Katholiken, damit wir uns auch mal im Karneval und in der Lockerheit des Karnevals treffen. Man sieht das bei der Sitzung, mit welcher Freude die Menschen da sind, man trifft sich und jeder kennt jeden. Das ist wirklich wie eine große Familie.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR
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