Interreligiöser Toleranzwagen 2020 vorgestellt

"Toleranz und Miteinander werden zunehmend wichtiger"

In diesem Jahr sind wieder Juden, Christen und Muslime mit einem gemeinsamen Toleranzwagen im Düsseldorfer Rosenmontagszug vertreten. Michael Szentai-Heise von der jüdischen Gemeinde Düsseldorf stellt den Toleranzwagen 2020 vor.

Toleranzwagen 2020 / © Federico Gambarini (dpa)
Toleranzwagen 2020 / © Federico Gambarini ( dpa )

DOMRADIO.DE: Am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, haben sie den Düsseldorfer Toleranzwagen präsentiert. Was ist das für ein Zeichen?

Michael Szentei-Heise (Verwaltungsdirektor der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf): Die Toleranz und das Miteinander werden zunehmend wichtiger. Die Zeiten werden durchaus aggressiver. Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit greifen um sich. Über den Karneval erreicht das Thema die Stadtgesellschaft noch über eine andere Schiene als nur durch die Presse. Und aus diesem Grunde ist der Toleranzwagen auch im Jahr 2020 sehr wichtig.

DOMRADIO.DE: Wie sieht der Toleranzwagen 2020 denn aus?

Szentai-Heise: Der Wagen hat sich im Vergleich zu vorher wenig geändert. An den Seiten sind vier Geistliche: Eine evangelische Pfarrerin, ein Imam, ein katholischer Priester und ein Rabbiner. Zudem sind die vier Hauptgotteshäuser in Düsseldorf abgebildet. Das sind Sankt Lambertus für die Katholiken, die Johanneskirche für die Protestanten, die Synagoge hier bei uns auf der Zietenstraße und die Moschee, die in Düsseldorf-Reisholz in wenigen Monaten eingeweiht wird.

DOMRADIO.DE: Zum ersten Mal ist in diesem Jahr auch der muslimische Karnevalsverein "Orient-Okzident-Express" dabei. Wie finden Sie das denn?

Szentai-Heise: Hervorragend. Im vergangenen Jahr hatten wir den Kreis der Düsseldorfer Muslime (KDDM), die mitgemacht haben. Der muslimische Karnevalsverein hat sich im Prinzip dadurch gegründet, dass sie sehr positive Erfahrungen mit uns und mit dem Karneval gemacht haben. Und dann sagte der KDDM, dass der neue Karnevalsverein dann eigentlich die muslimische Vertretung übernehmen kann. Das geschieht in gutem Einvernehmen mit allen Beteiligten.

DOMRADIO.DE: Haben Sie für sich schon die Kostümfrage geklärt?

Szentai-Heise: Ja, wir haben im vergangenen Dezember in Berlin beim Gemeindetag des Zentralrats der Juden in Deutschland gemeinsam mit der Bundesverteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer einen Vertrag über jüdische Militärrabbiner in der Bundeswehr unterzeichnet. Daher denke ich, dass ich in einem Bundeswehr-Tarnanzug auftreten kann.

DOMRADIO.DE: Wie sieht es in Sachen Kamelle aus? Muss das Wurfmaterial koscher und halal sein?

Szentai-Heise: Ja, auf jeden Fall. Es ist so, dass die jüdische Gemeinde nur koschere Sachen werfen wird. Wir haben teilweise koschere Bonbons aus Israel, teilweise aber auch Dinge, die in Deutschland produziert worden sind, die aber auf der Koscherliste des Rabbinats stehen. Die Muslime werden nur Wurfmaterial verwenden, dass halal ist. Und die beiden großen Kirchen können ganz einfach bei der Metro einkaufen, wenn sie wollen.

Das Interview führte Julia Reck.


Michael Szentei-Heise (dpa)
Michael Szentei-Heise / ( dpa )
Quelle:
DR