Sozialdienst katholischer Frauen über Beratungsangebote an Karneval

"Die Männer müssen lernen"

Straßenkarneval macht Spaß, doch das Gedränge bietet auch ideale Bedingungen für sexuelle Übergriffe. EDELGARD mobil soll Mädchen und Frauen bei Fragen oder nach Übergriffen helfen.

Bunt verkleidete Karnevalistinnen / © Armin Weigel (dpa)
Bunt verkleidete Karnevalistinnen / © Armin Weigel ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie haben zusammen mit anderen nach den Übergriffen der Silvesternacht 2015 EDELGARD gegründet. Was ist EDELGARD?

Karolin Balzar (Leiterin des Gewaltschutzzentrums des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF)): Wir haben die Kölner Initiative gegen sexualisierte Gewalt gegründet. Es sind 12 Initiativen, Verbände und Vereine, die mit Frauen und Mädchen arbeiten. Das Präventionsprojekt "EDELGARD schützt" der Initiative soll klar erkennbare Anlaufstelle für Mädchen und Frauen sein. EDELGARD steht jetzt mit dem EDELGARD mobil auf dem Willy-Millowitsch-Platz, um für Mädchen und Frauen eine Anlaufstelle zu sein, die Übergriffe erfahren haben, sich unsicher fühlen, die sich beraten lassen möchten oder geschützt werden wollen.

DOMRADIO.DE: Sprich: Sie wollen immer da, wo es brenzlig wird oder werden könnte, eine Anlaufstelle für Frauen und Mädchen sein, zum Beispiel im Kölner Karneval. Wie können wir uns das vorstellen?

Balzar: Sie können bei Problemen oder Fragen herein kommen oder auch anrufen. Sie werden uns auf jeden Fall erreichen, weil wir eine gesicherte Leitung haben. Wenn Sie bei uns vorbeikommen, bekommen Sie Hilfe von zwei Beraterinnen. Es ist warm, es gibt Kaffee und es gibt die Möglichkeit, mit uns darüber zu sprechen, was passiert ist. Dann schauen wir, was das Mädchen oder die Frau genau braucht. Sollen wir eine Freundin anrufen? Oder lieber die Eltern kontaktieren? Sollen wir sie ins Krankenhaus begleiten? Wir werden entsprechend auf das, was die Mädchen oder Frauen in der Situation möchten, reagieren. 

DOMRADIO.DE: Außerdem bieten Sie in Kooperation mit Einzelhändlern, Restaurants, Cafes etc. spezielle Schutzräume für den Notfall an. Wie funktioniert das?

Balzar: Das gehört wieder zu "EDELGARD schützt". Die Gewerke können sich bei uns melden. Wir haben schon viele, die zugesichert haben, dass sie tagsüber oder nachts zur Verfügung stehen wollen – je nach Öffnungszeiten. Die Menschen, die dort arbeiten, bekommen eine Einweisung von uns. Wie handelt man, wenn eine Frau oder ein Mädchen in den Laden kommt und sagt, dass sie Probleme hat und Schutz sucht? Auch dort können sie ein Gespräch führen und es wird abgeklärt, was die Frau braucht.

DOMRADIO.DE: Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht?

Balzar: Wir kooperieren sehr eng mit der Stadt Köln. Die sitzen auch in der Kölner Initiative. Das heißt, wir gehören mittlerweile zum Verbund mit Sicherheitskräften, dem Ordnungsamt. Wir haben auch spezielle Sicherheitskräfte auch am Bus. Unsere Erfahrung ist: Es wird häufiger mal neugierig an den Bus geklopft und nachgefragt, wer wir eigentlich sind. Wenn wir dort stehen, bekommen wir schon Aufmerksamkeit. Manchmal werden wir aber auch zu Mädchen und Frauen gerufen.

DOMRADIO.DE: Haben Sie zum Schluss noch einen Ratschlag, was Mädchen und Frauen unabhängig von Edelgard tun können, um sich vorbeugend gegen sexualisierte Gewalt an den Karnevalstagen zu schützen?

Balzar: Das ist schön, dass Sie das fragen. Doch es sind nicht die Mädchen und Frauen, die die Augen überall haben müssen, ob irgendetwas passieren könnte. Sondern die Männer müssen lernen, respektvoll und auf Augenhöhe mit dem anderen Geschlecht umzugehen. Die Männer müssen lernen – nicht die Mädchen und Frauen!

Das Gespräch führte Milena Furmann.


Edelgard Mobil / © Karolin Balzar (KB)
Edelgard Mobil / © Karolin Balzar ( KB )
Quelle:
DR