"Toleranzwagen" der Religionen in Düsseldorf präsentiert

"Gemeinsam jeck" im Karneval

Die fünfte Jahreszeit wirft ihre Schatten voraus. Auf dem Düsseldorfer Rosenmontagszug wird es dabei eine Premiere geben, einen "Toleranzwagen" von Christen, Juden und Muslimen. Das Motiv wurde nun der Öffentlichkeit vorgestellt.

Wagenbaumeister Jacques Tilly (l.), und die Vertreter der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Walter Schuhen und Michael Szentei-Heise (r.) stellen den "Toleranzwagen" vor / © Christian Hammer (KNA)
Wagenbaumeister Jacques Tilly (l.), und die Vertreter der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Walter Schuhen und Michael Szentei-Heise (r.) stellen den "Toleranzwagen" vor / © Christian Hammer ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie wird der "Toleranzwagen" denn aussehen?

Michael Szentei-Heise (Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf): Ganz spektakulär. Als ich den Entwurf zum ersten Mal sah, griff ich zum Hörer und rief den Künstler Jaques Tilly an und sagte: "Du bist ein Genie." Das erst mal zur Bewertung.

Der Entwurf sieht wie folgt aus: Von links nach rechts sieht man in der unteren Reihe eine evangelische Pfarrerin, einen jüdischen Rabbiner, einen katholischen Priester und einen muslimischen Imam. In der Fortsetzung dieser Reihe sieht man die entsprechenden Düsseldorfer Gotteshäuser. Das sind die Johanneskirche der evangelischen Kirche, die Synagoge, die Lambertus-Kirche und die Moschee, die gerade in Düsseldorf zu Ende gebaut wird.

Oberhalb dieser Figuren wird das Publikum sein, also die Menschen, die auf dem Wagen mitfahren. Darüber sind dann noch die Embleme aller vier Organisationen, sprich der evangelischen Kirche, der katholischen Kirche Düsseldorf, des Kreises der Düsseldorfer Muslime und das Logo der jüdischen Gemeinde.

DOMRADIO.DE: Und was machen diese Religionsvertreter auf dem Wagenmotiv?

Szentei-Heise: Sie haben rote Pappnasen auf, freuen sich und feiern gemeinsam Karneval.

DOMRADIO.DE: Gestaltet hat den Karnevalswagen der bekannte Wagendesigner Jacques Tilly. Der ist ja normalerweise eher als Kritiker der Religionen bekannt. Hat er sich schwergetan mit diesem Thema?

Szentei-Heise: Überhaupt nicht. Er hat in der heutigen Pressekonferenz auch noch einmal klipp und klar gesagt: "Ich bin zwar weniger religiös und kritisiere Religionsgemeinschaften auch ganz gerne, aber in erster Linie bin ich Menschenrechtler. Wenn man anfängt Religionen zu bedrängen, dann bin ich sofort auf ihrer Seite. Was Toleranz anbetrifft, bin ich immer an erster Stelle."

DOMRADIO.DE: Wie war denn die Kommunikation und Zusammenarbeit mit den anderen Religionen? War das kompliziert?

Szentei-Heise: Nein, gar nicht. Mit dem Sprecher und Vorsitzenden des Kreises der Düsseldorfer Muslime, Dr. Dalinc Dereköy, der auch ein Anwaltskollege ist, bin ich sowieso befreundet. Das haben wir alles abgesprochen.

Anlässlich eines Sommerfestes beim Oberbürgermeister habe ich jeweils mit den Repräsentanten der evangelischen und katholischen Kirche gesprochen. Die Reaktion war auch hier sehr positiv, dahingehend dass man sich der Idee eigentlich gar nicht verschließen kann.

DOMRADIO.DE: Jetzt ist so ein Rosenmontagswagen nicht ganz billig. Wie haben Sie denn den Wagen finanziert bekommen?

Szentei-Heise: Wir sind noch dabei. Wir haben eine Firma damit beauftragt, ein Crowdfunding aufzusetzen. Crowdfunding bedeutet, dass jede Person über das Internet für dieses Vorhaben eine Summe spenden kann. Das kann von fünf Euro bis hin zu Millionen von Euro gehen, um diese Idee zu unterstützen. Man kann natürlich auch direkt über die Kontonummern der katholischen Kirche, der evangelische Kirche oder der jüdischen Gemeinde spenden. Die Gesamtkosten werden sich in etwa mit allem Drum und Dran auf 60.000 bis 65.000 Euro belaufen.

DOMRADIO.DE: Wie funktioniert das denn mit den Spenden? Kommt da schon was zusammen?

Szentei-Heise: Wir haben im Prinzip die Aktion heute erst begonnen. Bis jetzt ist das nur ein Probelauf gewesen und da sind bislang nur ein paar Hundert Euro zusammengekommen. Wir hoffen schon, dass wir den überwiegenden Teil der Kosten damit auch zusammenbekommen.

DOMRADIO.DE: Stimmt es denn, wenn man 250 Euro spendet, dann bekommt man einen extra gestalteten Karnevalsorden?

Szentei-Heise: Richtig. Die Jüdische Gemeinde hat zu diesem Zweck einen Karnevalsorden aufgelegt. Auf dem Karnevalsorden in Form eines Davidsterns sind drei Geistliche: ein Rabbiner, ein Priester und ein Imam - alle mit roten Pappnasen unter dem Motto des Düsseldorfer Karnevals 2019 "Gemeinsam jeck". Ab 250 Euro wird der Orden automatisch dem Spender zugesandt.

Das Interview führte Martin Mölder.


Quelle:
DR