Narrenfreiheit entfaltet sich in bissig-bösen Mottowagen

Trump-Satire und Putin-Verspottung

Hohn und Spott haben ihren festen Platz in den Karnevalsumzügen am Rosenmontag. Viele Mottowagen nehmen Politiker aufs Korn und weisen satirisch auf gesellschaftliche und politische Fehlentwicklungen hin.

Autor/in:
Andreas Rehnolt
Motivwagen mit Donald Trump im Kölner Rosenmontagszug / © Oliver Berg (dpa)
Motivwagen mit Donald Trump im Kölner Rosenmontagszug / © Oliver Berg ( dpa )

Auf dem Höhepunkt des Straßenkarnevals wird am Rosenmontag nicht nur ausgelassen gefeiert: Die kilometerlangen Umzüge vor allem in den großen Karnevalshochburgen werden traditionell auch genutzt, um ebenso originell wie bissig-böse mit den Mächtigen abzurechnen. Zielscheiben der närrischen Mottowagen gibt es einige - wobei in diesem Jahr eine klar hervorsticht: der neue US-Präsident Donald Trump mit seiner unberechenbaren Politik und seinen "alternativen Fakten".

"US-Präsident Trump wird ganz sicher auf die Schippe genommen", kündigt die Sprecherin des Festkomitees Kölner Karneval, Sigrid Krebs, an, ohne Einzelheiten zu verraten. Auch für Jacques Tilly, Deutschlands bekanntesten Wagenbau-Künstler, steht fest: "Trump ist das gefundene Fressen."

Trump als "Arsch mit Ohren"

Der 53-Jährige ließ Trump bereits beim wetterbedingt um mehrere Wochen verschobenen Düsseldorfer Karnevalsumzug des vergangenen Jahres als "Arsch mit Ohren" mitziehen - anstelle eines Gesichts hatte der Milliardär einen von einer Locke gezierten Hintern auf den Schultern. In diesem Jahr will Tilly, der seine vielbeklatschten Wagen oft in allerletzter Minute fertigstellt, erneut mit politischen Motiven überraschen und das Motto des Düsseldorfer Zuges umsetzen: "Uns kritt nix klein - Narrenfreiheit, die muss sein".

"Narrenfreiheit ist genau richtig für solche Zeiten, wo weltweit das autoritäre Denken auf dem Vormarsch ist und manche Demokratien wie Dominosteine fallen", sagt der Künstler, der sich klar gegen Rechtspopulismus stellt. So beteiligte er sich im Februar 2016 mit zwei Rosenmontagswagen an einer Protestkundgebung gegen ein Treffen der AfD mit europäischen Rechtspopulisten in Düsseldorf.

Der Düsseldorfer Karnevalsverein "Die Knaasköpp" will Trump in diesem Jahr als Darth Vader inmitten seiner Star-Wars-Sturmtruppen zeigen. Auch der russische Präsident Wladimir Putin bekommt sein Fett weg: Er wird auf einem Motivwagen des Vereins "Rather Aape" vom Narren zum Affen gemacht. Der Verein "Düsseldorfer Radschläger" streckt den Rechtspopulisten von AfD und "Pegida" die jecke Zunge heraus und die "Rheinische Garde" beißt als kleiner blau-weißer Narrenfisch dem großen, braunen Fremdenhass-Hai in die Nase.

Erdogan, Luther und SPD als Themen

Weitere Themen in den großen Umzügen in Köln, Düsseldorf und Mainz werden nach Angaben der Karnevalsvereine auch der Machthunger des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der islamistische Terror, der Aufwind für die SPD durch die Kür ihres Kanzlerkandidaten Martin Schulz und der Umgang mit Flüchtlingen sein. Auch 500 Jahre Reformation werden gebührend gewürdigt - so fahren in Düsseldorf, Mainz und Braunschweig Wagen mit Darstellungen des Reformators Martin Luther (1483-1546) mit. In Kölner Kostümläden sind im Jahr des 500. Reformationsjubiläums Verkleidungen als Priester, Nonnen und Mönche wieder sehr gefragt.

In der Domstadt lautet das närrische Motto "Wenn mer uns Pänz sinn, sin mer vun de Söck" (Wenn wir unsere Kinder sehen, sind wir von den Socken). Die Jecken lassen daher auf einem Wagen einen kleinen Donald Trump in die Schulklasse einziehen. Der US-Präsident trete dabei ganz frech als "Föttchesfühler" (Grapscher) bei der Freiheitsstatue auf, kündigt Zugleiter Christoph Kuckelkorn an.

Dieses Wagenmotiv werden vor allem die Frauen unter den Jecken mit gemischten Gefühlen betrachten - in Köln wirken noch immer die sexuellen Übergriffe aus der Silvesternacht 2015/2016 nach.

Hohes Sicherheitsdenken

Sicherheit wird nicht nur deshalb in den Karnevalshochburgen in diesem Jahr besonders groß geschrieben. Polizei und Ordnungsdienste wollen auch verhindern, dass Terroranschläge wie der auf den Berliner Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche verübt werden.

Zu den Maßnahmen gehören Lkw-Fahrverbote, Bauschutt-Container auf den Zugwegen und Taschenkontrollen, zudem wurde das Sicherheitspersonal aufgestockt. Veranstalter und Behörden appellierten an die Jecken, ohne große Taschen oder Rucksäcke zu den Umzügen zu kommen und keine potenziell gefährlichen Utensilien wie sogenannte Anscheinwaffen oder angstmachende Kostüme zu tragen.


Quelle:
epd