Düsseldorfer Stadtdechant zum nachgeholten Rosenmontagszug

"Über die Teilnahme muss jeder Katholik selbst entscheiden"

In Düsseldorf wird an diesem Sonntag der wegen einer Sturmwarnung abgesagte Karnevalszug nachgeholt. Über die Teilnahme solle aber jeder Katholik für sich entscheiden, sagt der Düsseldorfer Stadtdechant Ulrich Hennes bei domradio.de.

Düsseldorf holt Rosenmontagszug nach / © dpa
Düsseldorf holt Rosenmontagszug nach / © dpa

domradio.de: Der 6. März, der sogenannte "Laetare-Sonntag", der wäre aus christlicher Sicht eher ein Wunschtag für den Nachholtermin des Rosenmontagszuges gewesen, oder?

Ulrich Hennes (Düsseldorfer Stadtdechant): Wenn man überhaupt von einem Wunschtag sprechen kann. Wir erleben schon eine gewisse Gespaltenheit bezüglich des Nachholtermins für den ausgefallenen Rosenmontagszug. Man kann auch nicht wörtlich sagen, dass Erzbischof Woelki das sozusagen schon so genehmigt hat, er hat gesagt, man stelle sich dem nicht in den Weg. Entsprechend folge ich dem, auch aus Überzeugung. Natürlich werden wir als Christen nicht sagen, dass es egal ist, wann wir Karneval feiern und die Fastenzeit spielt keine Rolle. Wir müssen ja schauen, wie die Situation war, in der das Wetter die Karnevalisten hineinmanövriert hat. Der Rosenmontagszug musste wegen einer Sturmwarnung abgesagt werden. Was macht man dann? Kein Karnevalszug fällt gerne komplett aus. Die Jecken sehen dies als Höhepunkt der Session, in die auch der Karnevalsprinz viel investiert hat. Man hätte natürlich gerne einen schönen Rosenmontagszug zum eigentlichen Termin gehabt. Aber wenn man eine ganze Jahresplanung hat, gerade in einer Stadt wie Düsseldorf, dann ist es schwierig, einen Sonntag zu finden, auf den man eine solch große Veranstaltung nachträglich legen kann. Da ist im Grunde alles dicht. Es war nun gewünscht, wenn schon, dann den Laetare-Sonntag zu nehmen. Aus verschiedenen organisatorischen Gründen ging das aber nicht und nun ist es ein Sonntag später geworden.

domradio.de: Wie sollte man sich denn als Christ bestmöglich verhalten, wenn man nicht auf das Schunkeln verzichten möchte?

Hennes: Es ist keine kirchliche Veranstaltung, sondern eine Veranstaltung des Karnevalskomitees, das mit der Stadt Düsseldorf ein Arrangement getroffen hat. Wir als Kirche haben bewusst entschieden und gesagt, wir stellen uns nicht dagegen, als wir gefragt wurden, ob es für uns denkbar ist. Wir sind nicht die Veranstalter und deswegen muss jeder Katholik für sich selber herausfinden, ob er am nachgeholten Rosenmontagszug teilnehmen möchte oder nicht, weil es eigentlich aus kirchlicher Sicht nicht terminlich dran ist. Mein Kopf sagt, wir müssen hier vernünftig sein und wir müssen auch mal fünf gerade sein lassen. Es geht um eine besondere Situation in diesem Jahr und nicht um einen Standard für alle Jahre. Der Herr hat auch am Sabbat geheilt und gesagt, der Sabbat sei für den Menschen da und nicht der Mensch für den Sabbat. So würde ich das auch für die Fastenzeit sehen. Das heißt für mich persönlich aber ich habe Passionssonntag und ich gehe in der inneren Haltung auf das Osterfest zu. Da passt für mich persönlich - und das ist meine Entscheidung als Christ und Priester - kein Rosenmontagszug, an dem ich teilnehme. Aber wir sind nicht die Gesellschaft und viele Menschen in der Gesellschaft haben diesen Bezug zum Religiösen gar nicht mehr. Deswegen ist es gut, dass wir sagen, es ist auch ein Zeichen unserer Barmherzigkeit, dass wir uns als Kirche nicht querstellen. Insofern wird man mich beim Rosenmontagszug nicht sehen, auch weil ich glaube, dass ich mit meinem Erscheinen - würde ich anders empfinden - manchem Katholiken Anlass zum Ärger geben würde, der mit dieser Entscheidung nicht einverstanden wäre.

domradio.de: Im Vorfeld hat man einige der Zugwagen schon gesehen, die ausgestellt wurden. Andere sind komplett abgebaut worden, es soll einige neue Wagen geben. Was erwarten Sie vom Zug?

Hennes: Düsseldorf ist ja schon dafür bekannt, sehr aktuelle und durchaus auch provozierende, aber deswegen politisch wichtige Themen anzusprechen. Ich habe davon noch nicht viel wahrgenommen. Das interessiert mich natürlich schon. Ich finde es auch beachtlich, dass die alten Wagen abgebaut worden sind, weil sie nicht mehr aktuell sind. Ich glaube, dass neben all dem Karnevalistischen, was damit verbunden ist, die politische Dimension, die aufs Korn genommen wird, wichtig in die Politik und Gesellschaft hineinwirkt.

Das Interview führte Daniel Hauser.


Quelle:
DR