Bischof Koch reist zum Karneval in die alte Heimat

"Brauchtum kann man nicht konstruieren"

Sachsen ist katholische und närrische Diaspora. Das weiß Dresdens Bischof Heiner Koch nur zu genau. Mit seiner jecken Bürodeko ruft er Verwunderung hervor. Zum Rosenmontagszug ist er aber wieder in seiner alten Heimat.

Karneval in Köln (dpa)
Karneval in Köln / ( dpa )

domradio.de: Haben die Damen in Ihrem Ordinariat schon sämtliche Krawatten abgeschnitten?

Bischof Heiner Koch: Nicht eine einzige. Mein Büro ist der einzige Raum, den ich heute Nacht ein wenig geschmückt habe. Das hat heute Morgen hier ein gewisses Erstaunen hervorgerufen. Nach fünf Minuten hatte aber jemand gemerkt, dass ja heute im Rheinland gerade Feiertag ist.

domradio.de: Mit was haben Sie geschmückt? Luftballons, Papierschlangen...?

Bischof Koch: Ich habe ja einige Figuren, die ich aus dem Karneval im Laufe der Jahre dort geschenkt bekommen habe, zum Beispiel von der Prinzengarde Gardistenfiguren, die habe ich hingestellt, Luftballons, ein bißchen Luftschlangen. Also es ist sehr dezent, aber es hat allgemeine Verwunderung ausgelöst.

domradio.de: In Köln fällt man heute auf, wenn man keine Maskerade hat. Hat Dresden irgendwas mit Verkleidung am Hut?

Bischof Koch: Nein, gar nichts.

domradio.de: Stört Sie das?

Bischof Koch: Ich erinnere mich natürlich laufend in diesen Tagen an meine Zeit in Köln. Zum Beispiel hatte ich in den letzten Jahren immer die Segnung des Rosenmontagszuges, da war ich schon in Gedanken in Köln. Ich sage jetzt aber nein, weil ich glaube, dass das Brauchtum hier mit einigen Ausnahmen nicht zu Hause ist und man kann Brauchtum nicht konstruieren. Ich halte nichts davon, etwas künstlich zu übertragen, das ist meines Erachtens nicht richtig. Es gibt einige Orte hier in Sachsen, Schirgiswalde, Wittichenau, Radebeul, da lebt der Karneval wirklich. Das sind so katholische Enklaven. Das merkt man sofort geschichtlich und da ist es wirklich schön. Am Dienstag werden wir hier mit dem Ordinariat ein wenig Fasching feiern, aber das ist dann auch alles.

domradio.de: Jetzt gibt es für einen karnevals-begeisterten Menschen im Exil ja nur zwei Möglichkeiten. Entweder: Sie bringen den Dresdnern die rheinische Hochkultur näher oder Sie flüchten in die alte Heimat nach Köln. Für was haben Sie sich entschieden?

Bischof Koch: Ich bin so oft jetzt auf die rheinische Hochkultur angesprochen worden, ich war hier auch bei einer Pfarrsitzung, aber ich habe mich entschieden, hier nicht zwangsweise etwas zu machen. Ich werde aber am Sonntag auf jeden Fall bei der Sitzung der Großen Kölner dabei sein. Ich bin dort Ehrensenator. Am Montag fahre ich im Rosenmontagszug in Köln mit auf dem Wagen des Festkomiteepräsidenten und gehe nach dem Umzug zu meiner Prinzengarde, die noch ein bisschen gemütlich zusammen sein wird.

Das Interview führte Tobias Fricke


Bischof Heiner Koch (dpa)
Bischof Heiner Koch / ( dpa )
Quelle:
DR