Wöchentliche Orgelkonzerte mit Überraschungen im Kölner Dom

So klingt der Sommer

Die Orgelfeierstunden im Sommer zählen zu Kölns bestbesuchten Klassikkonzerten. An zwölf Abenden ziehen Domorganist Winfried Bönig und seine Gäste wortwörtlich alle Register der drei Orgeln im Kölner Dom.

Autor/in:
Beatrice Tomasetti
Orgelfeierstunden im Kölner Dom / © Mathias Peter (DR)
Orgelfeierstunden im Kölner Dom / © Mathias Peter ( DR )

Vor dem Auftaktkonzert hat Domorganist Winfried Bönig teilweise bis 3 Uhr musikalische Nachtschichten im Hohen Dom zu Köln eingelegt. Ungestörtes Üben das geht am besten nach der letzten Abendmesse. Die Orgelfeierstunden beginnen mit einer Hommage an den Komponisten Max Reger. Sein 100. Todestag hatte sich am 11. Mai gejährt.  Bönig hat den "Marsch der Priester" aus Athalia von Mendelssohn-Bartholdy ausgewählt und die Triosonate c-Moll von Bach. Zur feierlichen Eröffnung der Konzertreihe kommen Unterstützung vom Vokalensemble Kölner Dom unter der Leitung von Domkapellmeister Eberhard Metternich und der Solistin Elvira Bill.

Bei Organisten gefragt

Die Orgelkonzerte finden bereits zum 58. Mal im Kölner Dom statt. Sie sind gratis. Ob Zeitgenössisches, Uraufführungen, Gassenhauer - alles aus fünf Jahrhunderten ist erlaubt. "Wichtig ist nur, dass die Literatur immer dem Ort adäquat ist", betont Domorganist Bönig. Viele Zuhörer suchten in den geistlichen Abendkonzerten nach spiritueller Anregung und Raum für Gebet.

Bönig, der auch den Lehrstuhl für das Fach künstlerische Orgel und Improvisation an der Kölner Musikhochschule innehat, ist für die Orgelfeierstunden verantwortlich. Er bestreitet selbst drei Konzerte und wählt die Organisten für die weiteren neun Abende aus. Die Nachfrage unter den Musikern ist groß. Bis zu 150 Organisten schickten jährlich ihre Anfragen. "In Köln gespielt zu haben, gilt in jedem Lebenslauf als Auszeichnung", so Bönig. Im Zweifel entscheide er sich für bereits anerkannte Künstler mit außergewöhnlicher Expertise.

Bis zu 3000 Zuhörer am Abend

"Mittlerweile weiß das Publikum, dass es in Köln Organisten mit Spitzenniveau aus aller Welt antrifft, die das Instrument sehr unterschiedlich behandeln", freut sich Bönig, der seit 2001 Titular-Organist im Kölner Dom ist. An manchen Abenden kommen bis zu 3000 Zuhörer zu den Orgelkonzerten.

Initiator der Reihe war 1958 der damalige Domorganist Josef Zimmermann. Sein Nachfolger Clemens Ganz führte die Tradition ein, zusätzlich renommierte Kollegen aus anderen Kathedralen als Organisten einzuladen.    

"Wir haben ein über viele Jahre gewachsenes Publikum, das seine Lust an diesen Konzerten mitunter an die nachfolgende Generation weitergibt", berichtet Domorganist Bönig. Was ihn besonders freut: "Das Schöne ist, dass die Leute die Kirche anders verlassen, als sie gekommen sind. Gerade an diesem Anspruch arbeiten wir alle in der Kölner Dommusik unentwegt."


Quelle:
DR