Domkantor und Chorleiter Sperling über die Dommusik-Pläne für 2016

Über Leipzig nach China

Wer in einem der Chöre der Kölner Dommusik singt, hat über die Feiertage nicht frei. Gut, dass die Familien so gut mitziehen, sagt Oliver Sperling, der Leiter des Mädchenchores, im domradio.de-Gespräch - und verrät, was der Chor im neuen Jahr vorhat.

Der Mädchenchor (Kölner Dommusik)

domradio.de: Wie sehr müssen Sie ihre Sängerinnen motivieren? Die Schülerinnen haben ja jetzt auch Ferien...

Oliver Sperling (Domkantor und Leiter des Mädchenchores am Kölner Dom): Ja, das stimmt. Einige sind auch verreist. Aber an Silvester zum Beispiel haben sich weit über 100 auf dem Chorpodest versammelt - aus Mädchenchor und dem Domchor mit den Männerstimmen. Das ist eine wunderbare singfähige Mannschaft.

domradio.de: Machen die Eltern das so einfach mit? Urlaub ist ja über die Weihnachtstage schwer möglich, wenn die Mädchen dann singen.

Sperling: Die Sängerinnen bekommen bei den Aufnahmegesprächen gesagt, dass man ab dem dritten, vierten Schuljahr Ostern und Weihnachten auch Ferien hat - aber anders als der Rest der Gesellschaft, nämlich nach den Feiertagen. Dass wir an Silvester singen, ist etwas Besonderes, aber keine große Verpflichtung.

domradio.de: Gibt es besondere Projekte, die in 2016 mit dem Mädchenchor anstehen?

Sperling: Die logistisch größte Herausforderung ist die Planung einer zweiwöchigen Konzertreise im Oktober nach China. Wir haben eine Einladung vom chinesischen Chorverband erhalten. Es ist alles dingfest und nun passiert sehr viel Logistik: Flüge heraussuchen, die Finanzen vorab klären, das Programm absprechen, die Kommunikation mit China. Das ist sehr viel zusätzliche Arbeit, aber bei diesem Reiseziel mit einem besonderen kulturellen Hintergrund ist das natürlich auch mehr als den Aufwand wert. Wir haben zwei Stationen, die schon feststehen: Peking und Shanghai. Und von dort aus werden wir in verschiedene Konzerthallen fahren. Die Kommunikation bei der Planung dieser Reise ist ganz toll. Sie funktioniert auch tatsächlich auf Deutsch. 

domradio.de: Ist denn bei den Mädchen im Chor schon Aufregung zu spüren?

Sperling: Die Aufregung dreht sich vor allem darum, welche Sängerinnen mitfahren können. Der ganze Chor kann nicht fahren. Für die älteren Sängerinnen haben wir 46 Reiseplätze. Da muss ich eine Auswahl treffen und das ist immer eine schwierige Sache. Bei manchen Stimmen ist es etwas leichter, weil die weniger stark besetzt sind. Im Alt ist das in der Regel so. Bei anderen Stimmen hätten viele ein Anrecht darauf, aber ich muss eine Auswahl treffen. Ich versuche dann bei den Kriterien so transparent wie möglich zu sein.

domradio.de: Freuen Sie persönlich sich besonders auf diese Reise?

Sperling: Ja, natürlich. Das Kennenlernen einer vollkommen anderen Kultur und unsere Musik mitzubringen, ist natürlich etwas ganz Tolles im Leben eines Chorleiters und eines Chores. Vor bald sechs Jahren haben wir diese Erfahrung in Argentinien gemacht. Da waren wir zweieinhalb Wochen und haben verschiedenste Städte gesehen. Jetzt Peking und Shanghai zu sehen, das ist gerade für die Jugendlichen sicher etwas, das sie für ihr ganzes Leben mitnehmen. 

domradio.de: Planen Sie da einen besonderen chinesischen Gruß?

Sperling: Wir wollen drei Stücke so gut es geht in verständlichem Chinesisch singen. Das sind drei Werke mit Klavierbegleitung. Wir bringen ansonsten ein ganz buntes Programm mit und wollen vielleicht etwas einbauen, das nicht so ganz zu unserem geistlichen Genre gehört. Wir haben im Februar einen Workshop mit Professor Erich Sohn von der Musikhochschule Köln - dem Vocal Coach der Wise Guys. Mit ihm machen wir moderne Arrangements. Das wollen wir als Weltmusik dann auch in China singen.

domradio.de: Und vorher fahren Sie im Mai noch nach Leipzig zum Katholikentag?

Sperling: Jawohl, wir haben eine Einladung bekommen, dort mitzuwirken. Zunächst bei einem Konzert in der Thomaskirche mit zwei anderen Mädchenchören aus Leipzig und Paderborn. Außerdem werden wir bei der Uraufführung eines Oratoriums mitwirken - zusammen mit Chören aus Leipzig, Dresden und Stockholm.  

Das Gespräch führte Matthias Friebe.


Quelle:
DR