Internationales Taizé-Treffen zum Jahreswechsel

Tausende Jugendliche in Breslau

Es ist schon Tradition: Zum Jahreswechsel treffen sich tausende Jugendliche mit der Taizé-Gemeinschaft, um gemeinsam zu beten, zu singen und still zu werden. Bruder Ulrich hat das Treffen in Breslau mit organisiert und erzählt, was die Teilnehmenden erwartet.  

Taizé-Treffen Madrid / © Anna Fries (KNA)
Taizé-Treffen Madrid / © Anna Fries ( KNA )

DOMRADIO.DE: Freuen Sie sich, dass das Treffen in Breslau stattfinden wird?

Bruder Ulrich (Bruder der Gemeinschaft von Taizé): Ja, ganz persönlich habe ich mich sehr darüber gefreut, weil ich schon 1989 bei der Vorbereitung dabei war, als wir noch vor dem Mauerfall in der Stadt erlebt und auf alten Fernsehern mitverfolgt haben, wie in Berlin Leute auf der Mauer tanzten. Insofern ist diese Stadt für mich mit meinem eigenen Leben sehr eng verbunden.

DOMRADIO.DE: In den letzten Jahren war das Jahrestreffen in Riga, Basel und Madrid. Nun reiht sich Breslau ein. Was macht die Stadt aus? Was hat Breslau zu bieten?

Bruder Ulrich: Breslau ist eine Stadt, die sich unheimlich verändert hat - gerade wenn man sie von früher kennt. Sie ist kaum wiederzuerkennen, sehr weltoffen und modern. Sie hat eine gute Universität. Es gibt mehr als 50.000 Studenten, die zum Teil sogar auch aus dem westlichen Ausland kommen und vor allem in den neuen Technologien ganz vorne dabei sind.

Aber es ist auch eine Stadt, die mit ihrer Geschichte zu leben weiß. Es ist oft sehr beeindruckend, was man im Gespräch mit den Menschen hier erfährt. Man muss wissen, dass diese Stadt zwischen 1945 und 1949 vollkommen ausgetauscht wurde. Die damals fast vollständig deutsche Bevölkerung musste damals das Land verlassen und wurde durch Menschen ersetzt, die aus der heutigen Ukraine kamen. Niemand lebt hier länger als 80 Jahre. Zu sehen, wie diese Menschen mit ihrer Geschichte, mit der deutschen Vergangenheit der Stadt leben, ist für mich persönlich sehr beeindruckend. Ein lebendiges Zeichen der Versöhntheit. 

DOMRADIO.DE: Wo werden die Jugendlichen aus aller Welt unterkommen?

Bruder Ulrich: Ausschließlich in Gastfamilien. Es ist mittlerweile das fünfte europäische Treffen in Polen, und es ist überhaupt keine Frage gewesen, dass alle Teilnehmer bei Familien unterkommen. Das ist auch dieses Jahr gelungen.

DOMRADIO.DE: Singen und Beten werden die Jugendlichen in den nächsten Tagen in der Jahrhunderthalle, dem Unesco-Weltkulturerbe. Warum an diesem Ort? Was macht ihn so besonders? 

Bruder Ulrich: Ganz einfach, die Jahrhunderthalle liegt sehr zentral in der Stadt. Es gibt auch ein großes Stadion, aber das befindet sich weit außerhalb. Es ist ein Ort, der auch mit seiner eigenen Geschichte belegt ist. Und ein Ort, der sich gut eignet. Aber der Platz wird nicht ausreichen. Es werden ungefähr 15.000 Teilnehmer aus ganz Europa erwartet. So viele gehen nicht in die Jahrhunderthalle. Man muss gleichzeitig auch auf Innenstadt-Kirchen ausweichen.

DOMRADIO.DE: Wie sehr freuen sich die jungen Polinnen und Polen auf die kommenden fünf Tage? Haben Sie schon mit Jugendlichen gesprochen?

Bruder Ulrich: Oh ja, wir sind seit September mit Jugendlichen in den einzelnen Gemeinden in Kontakt. Ich glaube, die meisten wissen nicht so recht, was auf sie zukommt. Das letzte Treffen ist 24 Jahre her. Natürlich findet man tagaus-tagein Leute, die damals dabei waren und sich noch gut erinnern. Die europäischen Treffen haben Spuren hinterlassen. Aber der Großteil der jungen Generation weiß nicht so recht, was kommt.

DOMRADIO.DE: Und was wird auf Sie zukommen? Welches Programm wartet auf die Teilnehmenden?

Bruder Ulrich: Die Teilnehmerinnen und Telinhemer werden an ungefähr 20 verschiedenen Punkten in der Stadt in ihren eigenen Sprachen empfangen und dort nach einigen Erklärungen und Hinweisen mit einem Verkehrsticket und einer Essensmarke auf die Gastgemeinden verteilt. Jede und jeder wird in verschiedene Gruppen und auf verschiedene Gemeinden verteilt, sodass pro Gemeinde ungefähr drei bis vier verschiedene Sprachgruppen für fünf Tage zusammenleben.

DOMRADIO.DE: Bei einem so einem riesigen Event geht ja auch immer etwas schief. Steht schon alles?

Bruder Ulrich: Natürlich geht immer irgendetwas schief, aber in diesem Jahr ist es vielleicht noch etwas leichter, weil die Polen bekannt dafür sind, dass sie sehr spontan reagieren können und dass sie es durchaus gewöhnt sind, die Sachen auch noch in letzter Minute zu erledigen. Das lässt uns auch besser schlafen.

Das Gespräch führte Katharina Geiger. 


Quelle:
DR