Bonifatiuspreis für die Deutsche Provinz der Jesuiten in Berlin

"Apostel des Internets"

Für ihr Projekt "One Minute Homilies" sind die Jesuiten in Berlin mit dem Bonifatiuspreis für missionarisches Handeln in Deutschland ausgezeichnet worden. Wöchentlich veröffentlichen sie eine Minipredigt in den sozialen Medien.

Jederzeit Zugriff auf die "One Minute Homilies" / © Harald Oppitz (KNA)
Jederzeit Zugriff auf die "One Minute Homilies" / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Kreativ werden, sich anbieten und neuen Medien öffnen - genau das haben die deutschen Jesuiten im Erzbistum Berlin getan und sind dafür mit dem ersten Platz des Bonifatiuspreises geehrt worden. "One Minuete Homielies" heißt übersetzt "Eine Minute Predigt". Was genau verbirgt sich dahinter?

Jonas Linz (Deutsche Provinz der Jesuiten in Berlin): Es ist der Anspruch, das Tagesevangelium an den Sonntagen in einer Minute auf den Punkt zu bringen, und das mit Bezug zum persönlichen Leben. Quasi ein Snack, den sich der Zuschauer mitnehmen kann. Keine Hauptmahlzeit, sondern ein Snack. Man hat danach kein Suppenkoma, aber vielleicht bleibt ja ein bisschen Hunger, mit dem man durch die Woche gehen und sich nochmal fragen kann: Was hat mich berührt? Wir stellen Fragen, die zur persönlichen Reflexion einladen.

DOMRADIO.DE: Sie laden jede Woche in den sozialen Medien zu so einer Minipredigt ein. Ist das eine Alternative zur Sonntagspredigt oder erreichen Sie damit ganz andere Menschen?

Linz: Ich meine, das eine schließt das andere nicht aus. Es kann vorkommen, dass ich zum Sonntagsgottesdienst keine Zeit habe. Letztendlich wollen wir damit auch Leute erreichen, die nicht in die Sonntagsmesse gehen würden. Aber es gibt zum Beispiel auch Pfarrer, die sagen: Bevor ich meine Predigt für den Sonntag vorbereite, schaue ich mal bei den Jesuiten rein und hole mir meine Inspiration. Da gibt es ganz unterschiedliche Motivationen, warum die Leute sich die Videos anschauen. Die Zielgruppe sind junge Menschen. Wir sind deutschsprachige Jesuiten und Mitarbeiter, die sich selber noch als junge Menschen bezeichnen können und wollen, und als junge Menschen verbringen wir selber auch viel Zeit im Internet - Statistiken zufolge sind es bis zu sieben Stunden. Im Sinne von Bonifatius, der quasi als Apostel der Deutschen gilt, ist unser - vielleicht nicht ganz bescheidener Anspruch - Aposteln des Internets zu sein.

DOMRADIO.DE: Beim Festakt zur Diaspora-Aktion in Mainz wurde Ihnen der Bonifatiuspreis für Missionarisches Handeln in Deutschland überreicht. Dieses Hineingehen ins Internet und Erreichen wollen von neuen Zielgruppen, ist ja noch nicht selbstverständlich für die Kirche?

Linz: Das ist schon irgendwie Neuland für die Kirche und auch für uns. Das Tolle ist, mit dem Preisgeld haben wir die Möglichkeit, das weiterzuentwickeln. Wir wollen besser werden und uns auch Know-how von außerhalb holen. Dass wir den Preis bekommen haben, war für mich erst einmal eine Überraschung. Zu hören, dass wir unter 220 Bewerbungen von einer Jury ausgewählt wurden, war eine weitere. Die Aufgabe der Jury hätte ich nicht haben wollen. Wir haben die anderen Preisträger gesehen. Ich fand es toll und inspirierend. Es gibt viel Kreativität und tolle, innovative Projekte. Es freut uns, wir fühlen uns bestärkt und wir machen weiter, vielleicht noch einmal besser.

DOMRADIO.DE: Wie kriegt man es hin, dass Tagesevangelium so zu übersetzen, dass Menschen angesprochen werden, die nicht unbedingt die Bibel aufschlagen? Haben Sie ein Beispiel?

Linz: Ich glaube, es liegt an der Sprache. Ich könnte es nicht an einem Beispiel festmachen, aber es gibt viele Begriffe, die im Gottesdienst selbstverständlich sind. Und die manchen Menschen, die nicht mehr diesen Bezug zur Kirche haben, vollkommen fremd sind. Etwa das Wort "Heil" oder "Erlösung". Das auf die Alltagssprache herunterzubrechen, ist eine Herausforderung.

Man muss etwas herausgreifen, man kann nicht alle Einzelheiten erzählen. Man muss einen Bezug zum Evangelium herstellen, dann zum persönlichen Leben. Da fallen andere Sachen runter, und es kann natürlich nicht so differenziert sein wie jetzt eine große, breite Predigt von 15 Minuten. Das ist eine Herausforderung. Aber, ich glaube, wir schaffen das ganz gut, etwas herauszugreifen, was die Menschen dann auch berührt.

DOMRADIO.DE: Was für positives oder negatives Feedback gibt es?

Linz: Von einer Bekannten habe ich gehört, dass sie sich immer mal wieder diesen Snack gönnt, mit dem sie dann durch die Woche geht. Ansonsten: Negatives habe ich noch nicht gehört, aber vielleicht haben Sie etwas für mich?


Quelle:
DR