Nachtgebet der Jugend im Kölner Dom

Sterne, Vorbilder, Influencer

Welchem Stern folge ich in meinem Leben? Diese Frage steht im Zentrum der Vigil der Jugend im Kölner Dom. Denn es ist ein großer Unterschied, ob wir dem Stern Jesu Christi oder einem Star auf Youtube folgen, erklärt Projektleiterin Marianne Bauer.

Bei einer Vigil gibt es Kerzenlicht, Gesang, Gebet und eine meditative Atmosphäre / © New Africa (shutterstock)
Bei einer Vigil gibt es Kerzenlicht, Gesang, Gebet und eine meditative Atmosphäre / © New Africa ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Die Domwallfahrt heißt ab jetzt Dreikönigswallfahrt. Jugend im Dom ist auch in diesem Jahr wieder dabei. Was ist denn eigentlich eine "Vigil"?

Marianne Bauer (Projektleiterin der "Vigil der Jugend im Dom" und Referentin in der Abteilung Jugendseelsorge im Erzbistum Köln): Die Vigil ist in der Tradition der Kirche eigentlich die nächtliche Wache. Das heißt, ein Gebet, das mitten in der Nacht oder in den ganz frühen Morgenstunden verrichtet wird. Das gibt es schon sehr lange.

Aber in unserem Kontext, in der Jugendpastoral, ist es ein Gottesdienst, der vor allem auf Kerzenlicht setzt, auf Gesang, Gebet, meditative Atmosphäre. So kennt man das auch von den Weltjugendtagen, wo am vorletzten Abend der Papst mit den jungen Menschen immer eine Vigilfeier begeht. Und mit unserer Struktur orientieren wir uns an dieser Weltjugendtagserfahrung.

DOMRADIO.DE: Ist denn dieses Wallfahrtsziel, also der Schrein der Heiligen Drei Könige, überhaupt spannend für junge Menschen?

Bauer: Wenn wir von Wallfahrten oder Pilgern sprechen, dann ist das schon etwas, das sehr "in" ist. Wir machen da sehr gute Erfahrungen mit Jugendgruppen, aber auch zum Teil mit Kindergruppen und jungen Erwachsenen. Für die ist das etwas, wo sich nochmal eine andere Erfahrungswelt erschließen lässt.

In Bezug auf die Wallfahrt zum Schrein der Heiligen Drei Könige muss man, glaube ich, nochmal differenzieren. Weil wir da auf zwei unterschiedlichen Wahrheitsebenen unterwegs sind. Zum einen haben wir diesen Wallfahrtsort. Zum anderen die biblische Geschichte, in der ja gar nicht von drei Königen die Rede ist. Da muss man immer gut schauen.

Aber jeder kann überlegen, auf welcher Spur er denn eigentlich geht, welchem Stern er folgt, was ihn im Leben antreibt und was ihn zu Jesus Christus bringt. Das sind die Fragen, die wir im Rahmen der Vigil stellen werden.

DOMRADIO.DE: Jetzt ist das Motto der Wallfahrt "Wir haben seinen Stern gesehen". Wie haben Sie das für die Vigil umgesetzt?

Bauer: Wir haben für uns geschaut, wie man das für junge Leute übersetzen kann. Da haben wir uns ein bisschen am Walk of Fame in Hollywood orientiert - das sieht man auf unserem Plakat. Und das ist mit der Frage verbunden: Was heißt das denn, den Stern Jesu Christi gesehen zu haben? Ist es jetzt einfach ein in Gold geschütteter Name oder steckt da mehr dahinter? Das ist dann mit den Überlegungen verbunden, woran ich mich im Leben orientiere, welchen Vorbildern, welchen Influencern ich folge. Damit gehen wir dann der Frage nach, warum ich eher Jesus Christus als irgendeinem Influencer bei Youtube folgen sollte. Was macht den Unterschied?

DOMRADIO.DE: Welche Wirkung sollte die Vigil im besten Fall bei den Jugendlichen haben?

Bauer: Wir wünschen uns, dass es eine Gottesdiensterfahrung ist, die in die Tiefe geht. Wo junge Menschen mit ihren eigenen Themen spüren, dass sie vorkommen dürfen. Es soll keine Liturgie sein, die einfach an einem vorbeizieht. Man soll sondern selber das Gefühl haben, da nehme ich etwas mit, da komme ich in die Tiefe und kann mich mit Gesang und Gebet mit hineingeben. Das wünschen wir uns.

DOMRADIO.DE: Danach heißt es "Offener Dom" – was passiert da genau?

Bauer: Wir machen ja in diesem Jahr keine ganze Nacht im Dom, sondern feiern nur die Vigil. Da haben wir gesagt, wir möchten aber nicht nach der Prozession alle aus dem Dom hinausscheuchen, sondern wer mag, ist herzlich eingeladen, noch ein bisschen zu bleiben. Die Band, die wir diesmal haben, besteht aus jungen Leuten aus Hennef. Die werden noch ein bisschen weiter Musik spielen. Die Stadt- und Kreisjugendfürsorger und -beauftragten stehen für Gespräche zur Verfügung, für persönlichen Segen oder Zuspruch. Man kann auch mit dem Diözesanjugendseelsorger über die Katechese ins Gespräch kommen. Da kann jeder in Ruhe selber entscheiden, bleibe ich noch fünf Minuten oder bleibe ich noch eine halbe Stunde und habe so die Möglichkeit, das ein bisschen nachklingen zu lassen und nicht sofort den Dom verlassen zu müssen.

Das Interview führte Ina Rottscheidt.


Quelle:
DR