Neue Weltpräsidentin der katholischen Jugendverbände kommt aus dem Erzbistum Köln

"Wir gehen ohne Scheu in die Diskussionen"

Der Internationale Dachverband katholischer Jugendverbände hat eine neue Weltpräsidentin gewählt: Marie Lavall, die Diözesanleiterin der Kölner Katholischen Jungen Gemeinde. Im Interview spricht sie über die Ziele ihrer Amtszeit.

Ferienlager: Lernen durch Spielen / © Nicolas Lascourreges (KNA)
Ferienlager: Lernen durch Spielen / © Nicolas Lascourreges ( KNA )

DOMRADIO.DE: Die Fédération Internationale des Mouvements Catholiques d’Action Paroissale (Fimcap) ist ein internationaler Dachverband katholischer Jugendverbände. In der Fimcap schließen sich 35 Mitgliedsverbände in 33 Ländern Europas, Afrikas, Asiens und Südamerikas weltweit zusammen. Und Sie sind seit einigen Tagen nun die Weltpräsidentin, herzlichen Glückwunsch. Wie ist das denn abgelaufen?

Marie Lavall (Ehrenamtliche Diözesanleiterin KjG Köln und neue Weltpräsidentin der Fimcap): Im Rahmen der Generalversammlung wurden am Wochenende die Wahlen zum neuen Präsidium abgehalten. Im Vorfeld gab es einen Bewerbungsprozess, bei dem ich ein Motivationsschreiben und meinen Lebenslauf eingereicht hatte. Vor Ort konnte ich dann eine Woche lang mit den Leuten aus der ganzen Welt ins Gespräch kommen. Es gab dann eine Präsentation der Kandidatinnen und Kandidaten und eine Debatte mit Fragen aus den Reihen der Versammlung.

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie denn überzeugen können?

Lavall: Es ging wohl um die Qualifikationen, die man für dieses Amt mitbringt. Mein Hauptargument war eigentlich meine jetzige Tätigkeit als Diözesanleiterin der KjG, weil ich dort in den letzten dreieinhalb Jahren schon sehr viel Erfahrungen mit einer großen Organisation gesammelt habe: Öffentlichkeitsarbeit, Personalverantwortung, Finanzen oder auch Fundraising. Da konnte ich mich dann sehr gut mit durchsetzen.

DOMRADIO.DE: Warum wollten Sie diesen Job gerne haben?

Lavall: Die verschiedenen Mitgliedsorganisationen aus aller Welt arbeiten alle sehr unterschiedlich und trotzdem sind sie alle sehr miteinander verbunden. Einfach durch die Tatsache, dass wir alle mit Kindern und Jugendlichen auf Pfarreienebene aktiv sind. Wir veranstalten Ferienlager und wir leben unseren Glauben mit den Kindern und Jugendlichen. Mir ist es sehr wichtig, diese Organisation weiter zu unterstützen und groß zu machen, damit auch die Anerkennung für die Arbeit dieser Organisation steigt.

DOMRADIO.DE: Wo wird der Schwerpunkt in den kommenden Jahren liegen?

Lavall: Das Thema für die nächsten drei Jahre wird der Wert des Spielens sein, einen Wert, den wir als Kinder- und Jugendverbände aus aller Welt sehr stark vertreten. Wir möchten uns dafür auch auf politischer Ebene einsetzen und da die Kontinente auch weiter voranbringen.

DOMRADIO.DE: Geht es nur um das analoge Spiel?

Lavall: Momentan dreht sich das hauptsächlich um das analoge Spiel, da gibt es natürlich auch große Unterschiede in den verschiedenen Kontinenten mit unterschiedlichen Möglichkeiten. Im Mittelpunkt steht der Lerneffekt durch Spielen. Denn auch wenn Spielen eine unverzweckte Zeit ist, gibt es trotzdem einen Lerneffekt. Diese Bedeutung möchten wir auch auf politischer Ebene stärken. Es muss auch künftig für Kinder und Jugendliche genügend Zeit für Spielen geben. Denn damit kann dieser Erfolgsdruck, den wir immer stärker in Schule und Ausbildung erleben, etwas ausgeglichen werden.

DOMRADIO.DE: Jetzt machen Sie das mit einer Doppelspitze. Sie sind mit Ruben Lehmann aus Belgien zusammen gewählt worden.

Lavall: Es wird angestrebt, die Ämter paritätisch zu besetzen. Es hätten aber auch zwei Männer oder zwei Frauen gewählt werden können. Es ist keine harte Regelung, so wie wir sie hier in der KjG haben.

DOMRADIO.DE: In der Politik wird ja mitunter mit harten Bandagen gekämpft, gerade bei der Lobbyarbeit. Finden Sie da Gehör für die Anliegen der katholischen Kinder- und Jugendarbeit?

Lavall: Wir machen das ja alle ehrenamtlich. Da müssen wir uns vielleicht erst einmal noch ein bisschen reinfühlen. Aber die kontinentalen Vertreterinnen und Vertreter sind auch in ihren Kontinenten politisch aktiv und haben schon viel Erfahrung gesammelt. Auch wir aus Europa haben oft Kontakt zu Politik und Kirche. Wir sind daran gewöhnt, uns auch mit unseren Themen durchzusetzen. Wir gehen ohne Scheu in die Diskussionen.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Marie Lavall (KjG)
Marie Lavall / ( KjG )
Quelle:
DR
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