Nur jeder fünfte junge Europäer vertraut den Kirchen

Noch Luft nach oben

Droht den Kirchen in Europa ein Vertrauensverlust bei jungen Menschen? Dies geht jedenfalls aus der zweiten Europäischen Jugendstudie, die das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag der TUI-Stiftung erstellte, hervor.

Jugendliche / © Florian Kopp (epd)
Jugendliche / © Florian Kopp ( epd )

Demnach vertraut nur jeder fünfte junge Europäer einer Online-Umfrage zufolge den Kirchen. Aus der Studie, die am Donnerstag in Berlin veröffentlicht wurde, geht weiter hervor, dass lediglich 21 Prozent der Befragten den Kirchen "voll und ganz" oder "eher" vertrauen. Dagegen vertrauen 49 Prozent den Kirchen "eher nicht" oder "überhaupt nicht".

Nur wenig besser schnitten demnach Gewerkschaften (23 Prozent) und Banken (25 Prozent) ab. Das meiste Vertrauen bringen die Befragten laut Studie mit 71 Prozent Wissenschaftlern entgegen.

Wachsende Zustimmung für Europa

Für die Erhebung wurden vom 14. Februar bis zum 4. März insgesamt 6.080 junge Menschen im Alter von 16 bis 26 Jahren in Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Polen, Spanien und Großbritannien online befragt. Dabei stellte sich heraus, dass die Zustimmung für Europa wächst: 71 Prozent der Befragten würden gegen einen Austritt stimmen, wenn morgen ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft des jeweiligen Landes stattfände. 2017 waren es noch 61 Prozent.

Zugleich vertraue aber nur jeder Dritte junge Europäer (33 Prozent) den EU-Behörden und -Institutionen wie dem Europa-Parlament oder der EU-Kommission, hieß es. Als wichtigste Aufgabe der EU nannten die meisten Befragten (44 Prozent) die Terrorbekämpfung, darauf folgte der Schutz von Klima und Umwelt. Jungen Deutschen sei dagegen der Umweltschutz (43 Prozent) wichtiger als der Kampf gegen den Terror (38 Prozent), hieß es. Ein Drittel der jungen Deutschen wünsche sich eine Regulierung der Einwanderung.

Kritik an politischen Systemen

Fast die Hälfte der Befragten hält laut Umfrage das politische System in ihrem Land für reformwürdig. 28 Prozent glaubten sogar, dass radikale Veränderungen notwendig seien. Nicht einmal jeder Fünfte (17 Prozent) war der Meinung, dass das politische System im jeweiligen Land so funktioniere, wie es sollte.

Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern: Während in Italien und Griechenland nur fünf beziehungsweise sechs Prozent der Befragten der Auffassung sind, dass das politische System in ihrem Land funktioniert, äußerte sich in Deutschland mehr als jeder dritte Befragte zufrieden.

Thomas Ellerbeck, Kuratoriumsvorsitzender der TUI-Stiftung, sagte den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Donnerstag), die Umfrage zeige, dass Europa ein Comeback bei jungen Menschen erlebe.

"Wir reden wieder über Stärken, Chancen und Errungenschaften." Er appellierte an Abgeordnete, die EU-Kommission, Stiftungen und Unternehmen, die europäische Idee für junge Menschen erlebbar zu machen und auf Praxisnähe und direkten Dialog zu setzen. "Das kann keine Broschüre und keine Internet-Seite leisten."


Quelle:
epd