Spiritualität für Männer

"Mit einem Bibelvers im Kopf joggen gehen"

Mit einem Bibelvers im Kopf joggen gehen oder ein paar Minuten vor einem Gefängnis oder auf einem Friedhof verweilen. Das sind Möglichkeiten spirituelle Erfahrungen zu sammeln, so Dr. Burkhard Knipping, Referent für Männerpastoral im Erzbistum Köln.

Der Kölner Dom: Ort der Spiritualität und Touristenattraktion / © Michael Borgers (DR)
Der Kölner Dom: Ort der Spiritualität und Touristenattraktion / © Michael Borgers ( DR )

domradio.de: Sie schreiben gerade zu dem Thema für die Plattform "pfarrbriefservice.de", die bundesweit Anregungen für den Pfarrbrief der Gemeinden bietet. Unterscheidet sich Männerspiritualität von der von Frauen?

Dr. Burkhard Knipping (Erzbistum Köln): Ja, auch wenn das komisch klingt. Aber so wie Männer und Frauen von den verschiedenen Rollen, Aufgaben sowie beruflichen und privaten Prägungen beeinflusst sind, so verändert sich durch die von uns gewonnenen Eindrücke - die eben zwischen Männern und Frauen unterschiedlich sind - auch unsere Spiritualität. Es geht um unseren Zugang und Zugriff zum Glauben, unsere Nähe zu dem, was wir als Gott erleben, unseren Bezug und unsere Fragen nach Jesus Christus. Deswegen ist heute festzuhalten, es scheint einen Unterschied zu geben. Der muss nicht für alle in gleicher Weise gelten und auf keinen Fall für die Zukunft bestand haben, das kann sich noch verändern.

domradio.de: Welche Tipps haben Sie für Männer, die spirituelle Erfahrungen oder einen Sinn suchen?

Knipping: Jetzt für die Ferienzeit, wo man mal ein bisschen mehr Platz und Raum hat, sich Zeit zu nehmen, würde ich vorschlagen: Klinke dich mal früher aus. Da wir ja morgens meist erstmal pünktlich im Büro sein müssen, geh beispielsweise zum Zeitpunkt des Sonnenaufgangs eine Stunde spazieren. Oder wer es schneller haben will als Spazierengehen, der kann joggen. Mein Tipp wäre, lesen Sie sich vorher etwas durch, sei es über eine Gebets-App oder etwas aus der Bibel. Bevor Sie joggen gehen, lesen Sie einen Spruch durch, etwa zwei bis drei Sätze, und lassen Sie sich unterwegs inspirieren. Wenn Sie 45 Minuten unterwegs sind, kommt ab der 30. Minute etwa ein totales Umschalten. Dann wirkt dieser Text auf Sie ein und Sie entdecken in einem Text, den Sie vorher vielleicht als völlig unverständlich empfunden haben, ganz wichtige inspirierende Dinge und Aussagen für Sie.

Oder wenn Zeit da ist und nicht klar ist, wohin man gehen muss - warum nicht tatsächlich mal eine ruhige Kirche nutzen und sich einfach reinsetzen? Hören, sehen, nachdenken, ruhig bleiben, still sein. Vielleicht auch in den Genuss des Schweigens kommen und nach einiger Zeit wieder rausgehen. Das sind ein paar Dinge, die man so leicht machen kann. Oder wer gerne liest, warum sich nicht in die Sonne setzen und mal eine Männerzeitschrift dabei lesen. Das macht Spaß, mit einem Kaffee oder Tee und dabei die Sonne auf den Bauch scheinen lassen.

domradio.de: Wenn die Ferien vorbei sind und die Arbeit wieder ruft, gibt es auch eine alltagstaugliche Spiritualität? 

Knipping: Gewöhnen Sie sich einfach die Möglichkeit an anders hinzugucken und hinzuhören. Das Joggen zum Beispiel, wenn man sich das einmal während der Urlaubszeit angewöhnt hat, ist eine gute Möglichkeit sowohl morgens früh als auch abends spät. Das gemeinhin spirituelle Laufen ist eine gute Möglichkeit sich geistlich und christlich fit zu halten, auch für Aktivitäten. Auch der Gang einfach mal abends durch die eigene Stadt mit etwas mehr Ruhe an einem besonderen Platz vorbei, den man sonst meist meiden würde, wäre etwas, was man beibehalten könnte. Ich denke da an ein Gefängnis, Krankenhaus, Friedhof. Dort ein paar Minuten verweilen, stehen bleiben, nachdenken und denken, das ist ein Ort, der mir was sagt. Das sind so Möglichkeiten, die ich persönlich nutze und die ich aus meiner Erfahrung heraus empfehlen könnte. 

domradio.de: Sie sind Ansprechpartner für die Männerpastoral hier im Erzbistum Köln. Welche Angebote gibt es denn zum Thema im Bistum? 

Knipping: Wenn ich als Mann irgendwo in der Stadt, im Dorf oder auf dem Land bin, dann würde ich einfach empfehlen, guck mal was in der eigenen Pfarrei los ist. Da gibt es viele Angebote für Männer allein, für Männer mit ihren Kindern oder gegebenenfalls auch Angebote für Paare. Jetzt sind viele Pfarreien unterwegs mit Männern und Kindern, auf Ferienfreizeit. Die andere Möglichkeit ist, sich einfach mal mit Freunden zu treffen und in Ruhe essenzugehen. Es muss nicht immer grillen sein, man kann auch mal Pommes essen oder ein richtig vernünftiges Menü. Das ist eine Möglichkeit, bei der ich sagen würde, da kannst du auch selbst was machen. Oder sammeln Sie ein paar Männer ein und treffen Sie sie abends und gehen Sie in die Nacht hinein. Nicht viel vorbereiten, ein paar Gedanken mitnehmen und im Schulterschluss sich unterwegs über Glaube und das was bewegt austauschen. 

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR