Jugendkatechismus "DOCAT" - ein Glaubensbuch zum Handeln

"Soziallehre auf zwei Beinen"

Papst Franziskus hat es als eine Art "Gebrauchsanweisung für den Glauben" bezeichnet: Der neue "DOCAT", der Jugendkatechismus der Kirche, wurde am Donnerstag in Berlin vorgestellt und richtet sich besonders an junge Leute. Doch was steht drin?

Der "DOCAT" ist für Jugendliche gedacht / © Markus Nowak (KNA)
Der "DOCAT" ist für Jugendliche gedacht / © Markus Nowak ( KNA )

domradio.de: "DOCAT" ist ein Kunstwort aus "to do", also englisch "etwas tun", und Katechismus. Hält der Name denn, was er verspricht? Ein Glaubensbuch zum Handeln?

Bernhard Meuser (Geschäftsführer der YOUCAT Foundation): Das ist ursprünglich eine Idee von amerikanischen Jugendlichen gewesen, die vom Weltjugendtag in Madrid nach Hause kamen und den "YOUCAT" im Gepäck hatten. Das ist eine Glaubenslehre. Sehr bald danach kam eine Mail aus Amerika an, in der junge Leute den Vorschlag unterbreitet haben, doch einen "DOCAT" zu erstellen. Sie wollten wissen, was sie tun sollen. Diese Idee haben wir umgesetzt und Papst Franziskus fand diese Idee ebenfalls sehr gut.

domradio.de: Das Ganze ist im Frage-Antwort Schema formuliert. Im Internetdeutsch würde man FAQ sagen oder häufig gestellte Fragen. Lassen Sie uns mal reingucken, was sind das für Fragen?

Meuser: Das sind Fragen zu allen Bereichen der christlichen Ethik. Sie beantworten die Fragen, warum wir auf bestimmte Weise handeln. Wir handeln erst einmal so, weil Gott uns liebt und weil er möchte, dass wir Personen in Liebe begegnen. Soziale Liebe ist dabei das große Stichwort. Dazu gehört Gerechtigkeit, man muss über Freiheit und Menschenwürde nachdenken und solidarisches Handeln im Blick haben. Diese Punkte werden in über 100 möglichst konkreten Fragen durchgegangen. Das Ganze ist mit sogenannten "Pfefferkörnern", also Einschüben, die eine gewisse Würze reinbringen, durchsetzt. Häufig hat Papst Franziskus diese geliefert, der sehr prononcierte Dinge gesagt hat, wie beispielsweise zur Korruption. Er sagt zum Beispiel: "Korruption stinkt wie ein totes Tier." Das sind lauter Momente, bei denen man zum Handeln einsteigen kann.

domradio.de: Papst Franziskus hat ja auch das Vorwort für den DOCAT geschrieben. Was steht da drin?

Meuser: Ich habe eine interessante Mail-Korrespondenz mit einem Redakteur der "taz", einem eher linken Blatt, gehabt. Der sagte, dieses Vorwort des Papstes sei wie eine Zusammenfassung seines ganzen Pontifikats. Zudem sei es auch noch fokussiert auf junge Leute. Der Papst will ganz bewusst eine Generation von jungen Leuten in eine soziale Lernbewegung mitnehmen. Das nimmt man ihm auch ab und es kommt auch nicht peinlich rüber. Letztens hat ein südamerikanischer Theologe, Frei Hans Stapel, vom Fundamentalismus der Barmherzigkeit gesprochen. Er meinte damit, dass wir alle gute Menschen sein wollen. Aber wir dilettieren dabei häufig rum. Wir müssen wirklich darüber nachdenken, wie Gerechtigkeit in dieser Welt zu realisieren ist. Wie können wir Frieden realisieren? Wie können wir bei uns anfangen?

Dazu ist eine Art Handbuch entstanden. Der Papst hat einen großen Traum, den er auch in diesem Vorwort formuliert. Er sagt, er wünsche sich eine ganze Bewegung, am liebsten eine ganze Million junger Christen, die alles über Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde wissen und sich dafür einsetzen. Sie sollten – und das sagt der Papst wörtlich – "Soziallehre auf zwei Beinen sein".

domradio.de: Heute stellen Sie das Buch in Berlin vor, unter anderem mit dem ehemaligen Mainzer Kardinal Lehmann und SPD-Politikerin Andrea Nahles. Was hat denn die Politik mit einem Glaubensbuch zu tun?

Meuser: Gestern gab es eine ganz bewegende Szene: Ich kam in der Katholischen Akademie in Berlin an und wurde vom alten Mainzer Kardinal Lehmann begrüßt. Er wurde von zwei Helfern gestützt, da er kaum mehr selber gehen kann. Es hat mich sehr berührt, dass er sich aufgemacht hat, um der Kirche und der Soziallehre eine Stimme zu geben und sich dafür einzusetzen. Dass er sich nach Berlin "gequält" hat, ist eine tolle Sache. Doch jetzt zum Zusammenhang mit der Politik: Das Buch ist schon an eine ganze Menge von Abgeordneten in Berlin verteilt worden. Es wird heute nicht nur der Öffentlichkeit vorgestellt, sondern es wird auch mit Verbänden, der Berliner Diözese und Mitarbeitern, die in den Sozialverbänden tätig sind, Begegnungen geben. Die Idee ist, dass wir ganz viele junge Leute erreichen, die sich kompetent vom Evangelium her in die Politik und die Gesellschaft einbringen. Dieses Anliegen findet auch Andrea Nahles, die selbst eine engagierte Katholikin ist, sehr fördernswert. Ich bin gespannt, was sie heute sagen wird, um dieses Projekt bekannt zu machen.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR