Schuster kritisiert "kirchliche Kreise" wegen Umgang

Vorschnelle Urteile und Vorurteile

mit Israel
​Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, wünscht sich nach eigenen Worten "von einigen kirchlichen Kreisen" mehr Sensibilität und Zurückhaltung im Umgang mit Israel.

Josef Schuster / © Harald Oppitz (KNA)
Josef Schuster / © Harald Oppitz ( KNA )

"Viele Urteile fallen zu schnell und mit zu wenig Sachkenntnis; stattdessen basieren sie auf Vorurteilen", sagte Schuster in einem vorab aufgezeichneten und am Freitag ausgestrahlten Podiumsgespräch beim Ökumenischen Kirchentag (ÖKT). Viel zu häufig würden an Israel andere Maßstäbe angelegt als an andere Staaten.

Kirchen haben sich "gewandelt"

"Über Jahrhunderte wurde von den Kanzeln ein vehementer Judenhass verkündet", sagte Schuster. "Dies gipfelte in der Kooperation der Kirchen mit dem Nationalsozialismus." Nach der Schoah hätten sich die beiden christlichen Kirchen deutlich davon distanziert und sich zu ihrer Schuld bekannt. "Heutzutage wird auch nicht länger die jüdische Religion abgewertet." Die Kirchen hätten sich "in dieser Hinsicht wirklich gewandelt". Schuster fügte hinzu: "Mein Wunsch ist es aber, dass sich diese Veränderung auch bis auf die Gemeindeebene im kleinsten Dorf wiederfindet." Es sei wichtig, dass Geistliche vor Ort für Respekt werben und selbst Toleranz vorleben würden.

Dass bei den digitalen ÖKT-Podien zum Judentum weder der Nahostkonflikt noch die jüngsten Anschläge auf jüdische Einrichtungen als Themen vorkamen, nannte die evangelische ÖKT-Präsidentin Bettina Limperg am Freitag in einer Pressekonferenz ein "Problem vorproduzierter Veranstaltungen". Gemeinsam mit dem katholischen ÖKT-Präsidenten Thomas Sternberg erklärte sie zudem in einer Pressemitteilung, die Bilder aus Israel und Palästina seien "erschreckend" und weckten schmerzhafte Erinnerungen an die "vielen blutigen Ereignisse eines scheinbar nie enden wollenden Konfliktes". Das Heilige Land habe aber Frieden "dringend nötig". Versöhnung beginne immer "mit dem Schweigen der Waffen auf beiden Seiten".

Zugleich zeigten sich die beiden ÖKT-Präsidenten "bestürzt und empört" über den Angriff auf die Synagoge in Bonn, das Verbrennen von Israelflaggen vor der Synagoge in Münster und "die gebrüllten Hetzparolen" in Gelsenkirchen. Dies sei alarmierend. "Es handelt sich dabei um die verabscheuungswürdige Diffamierung von Angehörigen der jüdischen Religion und Kultur."

 

Bettina Limperg / © OeKT/Philip Wilson (epd)
Bettina Limperg / © OeKT/Philip Wilson ( epd )

 

Thomas Sternberg / © Harald Oppitz (KNA)
Thomas Sternberg / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA