Jüdischer Karnevalspräsident über das Purim-Fest

Ein Tag, an dem man viel trinken muss

Der "jüdische Karneval" Purim steht im Schatten der Corona-Pandemie. Gefeiert werden darf trotzdem. Aber nur unter strengen Hygieneauflagen, wie der Präsident des jüdischen Kölner Karnevalsvereins erklärt.

Verkleideter Mann am Purim-Fest / © Fabian Sommer (dpa)
Verkleideter Mann am Purim-Fest / © Fabian Sommer ( dpa )

DOMRADIO.DE: Das ist ja heute eigentlich ein Fest der Freude und des Dankes. Wofür genau?

Aaron Knappstein (Präsident des jüdischen Kölner Karnevalsvereins Kölsche Kippa Köpp): Wir beziehen uns bei Purim auf diesen Feiertag oder diesen Tag, an dem Esther uns in Persien vor der Vernichtung gerettet hat. Das ist natürlich ein Tag zum Feiern. Und Mordechai, der Gute in der Geschichte neben Esther, hat nach der Rettung gesagt, dass man in Zukunft an diesem Tag besonders feiern sollte. Das machen wir dann in der Regel auch.

DOMRADIO.DE: Wie wird dann normalerweise gefeiert, wenn nicht Corona ist?

Knappstein: Es ist ein Feiertag, der erst einmal die Kinder sehr anspricht. So kannte ich es auf jeden Fall. Das heißt, man verkleidet sich. Es gibt in Israel normalerweise große Umzüge auf den Straßen. Das erinnert schon alles sehr an unser Karnevalsfest. Ich sag mal so: Die Erwachsenen feiern mit relativ viel Alkohol. Es ist ein Tag, an dem man sehr viel trinkt – trinken muss, sozusagen: Es ist ein Gebot. Und zwar so viel, dass man den Namen des guten Mordechai und den Namen des schlechten Haman nicht mehr auseinanderhalten kann. Diese Namen sind so unterschiedlich, da können Sie sich vorstellen, dass man da schon jede Menge trinken muss.

DOMRADIO.DE: Jetzt befinden wir uns gerade in der Corona-Pandemie. Was bedeuten diese Zeiten denn für die Purim-Feierlichkeiten?

Knappstein: Das kann man mit der abgelaufenen Karnevalssession vergleichen. Die normalen Feierlichkeiten fallen eigentlich zu 100 Prozent aus. Es ja ist letztendlich ein religiöses Fest und die Gemeinden organisieren das sehr unterschiedlich und anders. Die liberale Gemeinde in Köln hat gestern Abend das ganze online verlegt, was natürlich nicht das gleiche sein kann. Aber die Menschen sitzen dann zum Teil verkleidet vor der Kamera und hören sich die Esthergeschichte an. Die orthodoxe Gemeinde in Köln hat gestern die Lesung der Esthergeschichte in den Hof verlegt. Man versucht sich schon zu helfen, aber es ist natürlich nicht vergleichbar.

DOMRADIO.DE: Wie begehen Sie persönlich den Tag heute?

Knappstein: Bei uns fangen die Feiertage immer am Abend vorher an. Das heißt, gestern Abend ist es gestartet und ich habe das Ganze ein bisschen online verfolgt und habe mir dann zu Hause ein Glas Rotwein eingeschüttet. Ich habe das dann nicht so exzessiv werden lassen. Aber ich habe trotzdem auf diese Geschichte und die Rettung der Juden getrunken. Wie sagte Albert Einstein es mal so schön, als man ihn nach der Bedeutung des Feiertages gefragt hat: "Im Endeffekt sind wir gerettet worden und wir essen und wir trinken."

Das Interview führte Julia Reck.


Aaron Knappstein (r), Präsident des jüdischen Karneval Vereins Kölsche Kippa Köpp e.V. / © Oliver Berg (dpa)
Aaron Knappstein (r), Präsident des jüdischen Karneval Vereins Kölsche Kippa Köpp e.V. / © Oliver Berg ( dpa )
Quelle:
DR
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