Homolka: Jüdische Theologie muss sichtbarer werden

Hoffnung auf mehr Dialog

Der Rabbiner Walter Homolka hat zu einem engeren Austausch zwischen jüdischen und christlichen Theologen aufgerufen. Die Annäherung sei kein "einmaliger Vorgang", sondern müsse als "immerwährender Prozess" verstanden werden. 

Austausch zwischen Christentum und Judentum als "zimmerwährender Prozess" / © StunningArt (shutterstock)
Austausch zwischen Christentum und Judentum als "zimmerwährender Prozess" / © StunningArt ( shutterstock )

Auch müssten christliche Theologen die "Deutungshoheit" des Judentums zur Hebräischen Bibel beachten, sagte der Potsdamer Rabbiner im Interview der in Freiburg erscheinenden Zeitschrift "Herder Korrespondenz" (Juni-Ausgabe).

Er kritisierte, dass in einem Sonderband der Zeitschrift zur Bibel keine jüdischen Experten zu Wort gekommen sind. Dies empfinde er "im Sinne der postkolonialen Theorie als Enterbung", so Homolka.

Scheu vor neuen Wegen

Zugleich wünsche er sich, dass jüdische Theologie in Deutschland sichtbarer werde. Mehr als 700 christlichen theologischen Lehrstühlen stehe nur eine Handvoll jüdischer Theologie-Professuren gegenüber, sagte Homolka.

Er hoffe auf mehr Austausch und Dialog. Allerdings scheuten sich viele christliche Theologen, hier die "ausgetretenen Pfade" zu verlassen und Neuland zu betreten, kritisierte der Rabbiner.

"Jesus war ganz und gar Jude"

Eindringlich rief Homolka auch dazu auf, sich aus jüdischer Perspektive mit der Person Jesu zu befassen.

Christen sollten sich klar machen, "dass Jesus ganz und gar Jude gewesen ist, dass seine Gedanken nur innerhalb eines jüdischen Kontexts richtig gedeutet werden können und dass er keine eigene Religion stiften wollte. Schon gar nicht eine, die dann die Triebfeder geworden ist für eine Jahrhunderte währende Herabwürdigung, Demütigung und Entwertung des jüdischen Glaubens - der doch auch der Glaube Jesu war."


Rabbiner Walter Homolka / © Harald Oppitz (KNA)
Rabbiner Walter Homolka / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
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