Zentralrat der Juden kritisiert Amazon wegen Nazi-T-Shirts

"Eine völlig inakzeptable Situation"

Wegen des Verkaufs von antisemitischen Büchern und T-Shirts mit rechtsradikalen Parolen hat der Versandhändler Amazon den Zentralrat der Juden in Deutschland erzürnt. Perfide sei auch das Angebot von "wissenschaftlichen Quellentexten".

Pakete von Amazon / © Jeramey Lende (shutterstock)

"Wir erwarten von einem Unternehmen wie Amazon wie auch den zuständigen Behörden, dass sie solche Schriften eigenständig, aber zumindest auf Hinweis, auf ihre Rechtswidrigkeit prüfen, gegebenenfalls unverzüglich aus dem Verkehr ziehen und gegen die Urheber konsequent Strafanzeige stellen", sagte der Zentralratspräsident Josef Schuster dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag).

Gleiches gelte für die "völlig inakzeptable Situation, dass über Amazon T-Shirts und Aufkleber vertrieben werden, die NS-Größen oder rechtes Gedankengut verherrlichen oder den Hass auf Minderheiten schüren".

Zahlreiche T-Shirts mit Nazi-Slogans erhältlich

Auf der Drittanbieterplattform Amazon Marketplace sind zahlreiche T-Shirts mit Slogans wie "Auch ohne Sonne braun" oder "Nordische Wut kennt keine Gnade" erhältlich, außerdem als "wissenschaftliche Quellentexte" ausgewiesene Propagandaschriften mit Titeln wie "Der Jude als Weltparasit" oder "Judas: Der Weltfeind". Betrieben werden die Shops teilweise von Aktivisten der rechten Szene, darunter einem NPD-Gemeinderat aus Sachsen.

Amazon trage "als eines der größten Unternehmen auf dem weltweiten Buch- und Onlinehandelsmarkt eine große moralische und gesellschaftliche Verantwortung", sagte Schuster. "Wer solche Waren auf dem Markt verbreitet, darf sich nicht darauf zurückziehen können, dass er lediglich ,Anbieter" ist und damit keine Verantwortung hat", sagte er. Das gelte "gerade in der derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Lage".

Anbieter Amazon schweigt zu den Vorwürfen

Amazon wollte trotz mehrfacher Anfrage nicht zu den Vorwürfen Stellung nehmen. "Wir kommentieren das nicht", sagte Unternehmenssprecher Tobias Goerke. Das Unternehmen verstößt nach Recherchen des Redaktionsnetzwerks gegen seine eigenen Richtlinien für Marketplace-Händler. Darin heißt es ausdrücklich: "Verboten ist das Anbieten von Artikeln, die den Nationalsozialismus oder verfassungswidrige Organisationen verherrlichen, unterstützen, gutheißen oder verharmlosen."

 

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland / © Harald Oppitz (KNA)
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA