Jüdische Gemeinde fordert Entfernung von sechs Kirchenglocken

"Nazi-Glocken zeugen von Geschichtsvergessenheit"

Die Jüdische Landesgemeinde in Thüringen hat die evangelische Kirche aufgefordert, sechs sogenannte "Nazi-Glocken" mit eindeutigen Widmungen schnellstens abzuhängen. 

Hakenkreuz-Glocke in der Kirche in Schweringen / © Fabian Gartmann (epd)
Hakenkreuz-Glocke in der Kirche in Schweringen / © Fabian Gartmann ( epd )

"Die anhaltende Unsensibilität gegenüber den Hitlerglocken ist für uns schmerzlich", sagte der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Reinhard Schramm, der "Thüringer Allgemeinen" an diesem Mittwoch. Aus Kostengründen oder Bequemlichkeit werde eine Art der Traditionspflege zugelassen, die für ihn an Geschichtsvergessenheit grenze.

Vor einigen Monaten war bekanntgeworden, dass es auch in Thüringen noch so genannte Nazi-Glocken gibt. Laut Evangelischer Kirche in Mitteldeutschland (EKM) handelt es sich um sechs Glocken in fünf Kirchen. In den aus Apolda stammenden Glocken sollen keine Hakenkreuze oder Bilder eingraviert sein, versicherte eine Sprecherin der Zeitung. Der Nazizeit zuzuordnen seien sie durch eindeutige Widmungen.

Landeskirche bietet Kostenübernahme an 

Die Landeskirche habe den betroffenen Gemeinden angeboten, die Inschriften und Symbole mit Bezug zur NS-Zeit auf ihre Kosten durch Abschleifen zu entfernen. Die Entscheidung hierüber liege aber beim jeweiligen Gemeindekirchenrat, da die Kirchengemeinden Eigentümerinnen der Kirchen seien, sagte die EKM-Sprecherin.

Wo die Glocken hängen, bleibe definitiv geheim. Die Kirchen sollen keine Wallfahrtsorte für Neonazis werden, hieß es zur Begründung. Vor Ort hätten die Enthüllungen große Betroffenheit ausgelöst, so die Sprecherin. Man gehe bei der Kirchenleitung von einem sensiblen Umgang mit den Glocken aus.


Quelle:
epd