Schuster bleibt Präsident des Zentralrats der Juden

Für weitere vier Jahre im Amt

Der alte ist auch der neue Präsident: Josef Schuster bleibt im Amt - und wird sich an der Spitze des Zentralrats der Juden in Deutschland wohl auch in den nächsten vier Jahren beherzt einmischen. Erste Glüwünsche kommen von Kardinal Marx.

Autor/in:
Leticia Witte
Reinhard Kardinal Marx und Josef Schuster / © Harald Oppitz (KNA)
Reinhard Kardinal Marx und Josef Schuster / © Harald Oppitz ( KNA )

Josef Schuster ist um deutliche Worte nie verlegen. Das dürfte sich in den nächsten vier Jahren wohl auch nicht ändern. Denn für diese Zeitspanne wurde der Arzt aus Würzburg erneut an die Spitze des Zentralrats der Juden in Deutschland gewählt - auf der Ratsversammlung, dem obersten Entscheidungsgremium des Verbandes, am Sonntag in Frankfurt am Main. Damit startet Schuster in eine zweite Amtszeit.

Marx gratuliert Schuster

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat dem Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, zur Wiederwahl am Sonntag gratuliert. "Ich freue mich über diese Entscheidung und bin dankbar, dass so unsere gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit kontinuierlich fortgesetzt werden kann", schrieb Marx. Schuster sei - "und das möchte ich ausdrücklich anlässlich Ihrer Wiederwahl betonen - ein geschätzter Kooperationspartner der Kirchen".

In diesen Tagen, so der Kardinal weiter, seien die öffentlichen Debatten wieder von der Migrationsfrage geprägt: "Mit Differenzierung und Sachlichkeit weisen Sie auf Integrationsprobleme hin, ohne die Flüchtlinge oder die Muslime als Gruppe anzugreifen. Für diese Position bin ich Ihnen dankbar, auch für Ihre klaren Worte, wenn Sie muslimischen Antisemitismus ebenso kritisieren wie Islamfeindlichkeit in unserem Land."

Marx betonte weiter, dass sich Schuster immer wieder klar gegen Rechtspopulismus positioniere: "Hier gibt es eine gemeinsame Haltung von Kirchen und Zentralrat in Deutschland. Ihre Sorge um die Demokratie und um eine von gegenseitigem Respekt bestimmte Debattenkultur in der Gesellschaft, ist auch unsere Sorge."

Schuster's zweite Amtszeit

Vor ihm war das bisher nur bei Heinz Galinski der Fall gewesen, der von 1954 bis 1963 sowie von 1988 bis 1992 dem Zentralrat der Juden vorstand. Schuster wiederum war am 30. November 2014 als Nachfolger von Dieter Graumann zum Präsidenten gewählt worden. Seit 2010 war der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Würzburg Vizepräsident des Gremiums, seit 2002 stand er an der Spitze des Landesverbandes seiner Religionsgemeinschaft in Bayern.

Schuster hatte vor etwa einem Monat seine erneute Kandidatur für das Ehrenamt angekündigt. In der "Jüdischen Allgemeinen", die vom Zentralrat herausgegeben wird, hatte er für den Fall seiner Wiederwahl einige Vorhaben benannt: etwa die Einführung von Rabbinern bei der Bundeswehr, eine Verbesserung von Integrationskursen und die Realisierung der Pläne für eine Jüdische Akademie.

Am Samstag - einen Tag vor seiner Wiederwahl - sprach er sich im Bayerischen Rundfunk erneut klar gegen populistische Bewegungen und Parteien, die den Antisemitismus begünstigen, aus. Er übte scharfe Kritik an der AfD und an der Gruppierung "Juden in der AfD": Diese sei ein Versuch der Partei, sich ein Feigenblatt zuzulegen.

Schuster betonte im BR auch, das Leben in den jüdischen Gemeinden in Deutschland habe sich positiv entwickelt. Die Integration jüdischer Zuwanderer insbesondere aus Russland sei weithin gelungen. Und: Er lobte auch das Verhältnis zu den christlichen Kirchen in Deutschland, das sich "sehr zum Positiven" entwickelt habe. Beide großen Kirchen hätten sich klar von christlichem Antijudaismus distanziert.

Auch umstrittene Aussagen

Als "zwei große Erfolge" in seiner ersten Amtszeit nannte Schuster die Einführung von Felix Klein als Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung in diesem Jahr sowie die Erhöhung des jährlichen Bundeszuschusses für den Zentralrat um 3 Millionen auf 13 Millionen Euro.

Nicht immer waren die Äußerungen Schusters unumstritten. Etwa seine Empfehlung an Jugendliche, in muslimisch geprägten Stadtvierteln keine Kippa, die traditionelle jüdische Kopfbedeckung, zu tragen. "Das war für mich eine Binsenweisheit", sagte er der "Jüdischen Allgemeinen". Die Folge: eine "riesige Aufregung".

Geboren wurde Schuster 1954 im israelischen Haifa. In der Nazi-Zeit hatte seine Familie, deren Geschichte sich in Unterfranken über mehr als 400 Jahre zurückverfolgen lässt, aus Deutschland fliehen müssen. Als sie Mitte der 1950er Jahre in die Region zurückkehrte, war Schuster zwei Jahre alt. Nach Abitur und Medizinstudium absolvierte er eine Facharztausbildung, 1988 etablierte der verheiratete Vater zweier Kinder eine eigene Praxis als Internist.

Eine bestimmte Haltung habe seinem verfolgten Vater bei der Rückkehr geholfen, erzählte Schuster einmal. "Er ist nicht auf Menschen in der Überlegung zugegangen: Was hast Du vor 15 Jahren gemacht, vor 12 Jahren gemacht?"


Quelle:
KNA