Jüdische Gemeinde in Düsseldorf freut sich über Landesmittel

"Wir werten es als starkes Signal"

Nach dem Zweiten Weltkrieg sind in Nordrhein-Westfalen zahlreiche Synagogen neu gebaut worden. Die Synagoge in Düsseldorf, die vor 60 Jahren eingeweiht wurde, muss nun saniert werden. Das Land NRW will sich an den Kosten beteiligen.

Die neue Synagoge der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf / © Polina Ivanova/JGD (epd)
Die neue Synagoge der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf / © Polina Ivanova/JGD ( epd )

Vor 80 Jahren wurden bei den Novemberpogromen fast alle Synagogen in Nordrhein-Westfalen zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden nach und nach wieder jüdische Gemeinden, die mit der Zeit wuchsen und neue Gotteshäuser bauten. Gab es auf dem Gebiet von NRW vor 1930 noch rund 350 Synagogen, werden inzwischen nach Angaben der Staatskanzlei wieder 20 jüdische Gotteshäuser für religiöse Zwecke genutzt.

Feierliche Einweihung am 7. September 1958

Eine der ersten neuen Synagogen in Nordrhein-Westfalen wurde vor 60 Jahren in Düsseldorf eingeweiht. Die Große Synagoge in der Kasernenstraße war während der Novemberpogrome 1938 von den Nationalsozialisten in Brand gesteckt worden.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs plante der Architekt Hermann Zvi Guttmann ein neues Gotteshaus, dessen Grundstein 1956 gelegt wurde.

Die feierliche Einweihung fand am jüdischen Neujahrstag "Rosch ha-Schana" am 7. September 1958 in Anwesenheit des damaligen NRW-Ministerpräsidenten Franz Meyers (CDU) statt. Zum 60. Jahrestag am Freitag hat die Gemeinde keine Feierlichkeiten geplant. Stattdessen stehen Sanierungsarbeiten an, für die die Synagoge ab Oktober für mehrere Monate geschlossen werden muss.

Kaum jemand rechnete mit wachsender Zahl von Juden

In Dortmund konnte ein neues jüdisches Gotteshaus bereits 1956 seiner Bestimmung übergeben werden. Im westfälischen Minden wurde die neue Synagoge zwei Jahre später, am 15. Juni 1958, genau an der Stelle der alten eingeweiht. Zur Einweihung kam der damalige NRW-Kultusminister Paul Luchtenberg (FDP).

Kaum jemand hatte in den ersten Jahrzehnten nach Kriegsende damit gerechnet, dass die Zahl der Juden in Deutschland einmal zunehmen würde. Aus Dortmund etwa heißt es: "In den 1980er Jahren befürchtete die Leitung der Jüdischen Kultusgemeinde das absehbare Ende der Existenz einer jüdischen Gemeinde in Dortmund.

Die Mitglieder wurde immer älter, die Jugend zog ein Leben in anderen Regionen Deutschlands oder in Israel vor und folglich blieb der Nachwuchs aus." 1989 zählte die Gemeinde 350 Mitglieder – mit sinkender Tendenz.

Es waren die politischen Veränderungen im ehemals kommunistischen und religionsfeindlichen System in Osteuropa, die eine Änderung brachten. Viele osteuropäische Juden vor allem aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion kamen nach Deutschland, viele davon auch nach NRW.

Rund 7.000 Juden in Düsseldorf

In Dortmund zählt die Jüdische Gemeinde inzwischen etwa 3.000 Mitglieder. In Düsseldorf sind es aktuell rund 7.000 Mitglieder, während man bei der Grundsteinlegung der neuen Synagoge 1956 nur etwa 850 Gemeindemitglieder zählte. Ende 2015 hatten die 22 jüdischen Gemeinden in NRW rund 28.000 Mitglieder.

In den 1950er und 60er Jahren wurden auch in Bonn, Köln, Essen, Hagen, Münster und Paderborn neue Synagogen gebaut. Seit Mitte der 1990er Jahre entstanden zudem jüdische Gotteshäuser in Aachen, Duisburg, Wuppertal, Krefeld, Gelsenkirchen, Bochum, Bielefeld, Köln, Recklinghausen und zuletzt im März 2010 in Herford.

In einigen Städten nutzen jüdische Gemeinden zudem ehemalige Kirchen: In Bielefeld wurde eine Evangelische Kirche zur Synagoge, in Köln nutzt die Jüdische Liberale Gemeinde eine ehemals evangelische Kapelle. Und in Unna baut aktuell die dortige progressive Jüdische Gemeinde eine ehemalige Kirche zur Synagoge um.

Land NRW beteiligt sich an Sanierung

Die in den ersten Nachkriegsjahrzehnten neu gebauten Gebäude sind inzwischen in die Jahre gekommen. Neben der Synagoge in Düsseldorf muss aktuell auch die Synagoge in der Roonstraße in Köln saniert werden. An den Kosten beteiligt sich die NRW-Landesregierung.

Seit 2018 gibt das Land rund drei Millionen Euro für den Synagogenbau, unter anderem für Umbauten und Renovierungen. Dieser Betrag soll bis 2028 jährlich um 200.000 Euro auf dann fünf Millionen Euro jährlich ansteigen.

Abraham Lehrer, Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden, erklärte: "Wir werten es als ein starkes Signal, dass die Landesregierung die positive und zukunftssichernde Entwicklung jüdischen Lebens in unserem Bundesland als Bereicherung betrachtet und die dafür benötigten Mittel bereitstellt."

In Düsseldorf starten die Sanierungsarbeiten Anfang Oktober. Voraussichtlich werden sie erst Ende April 2019 abgeschlossen sein.

Von Andreas Rehnolt


Quelle:
epd
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