Papst-Berater betont Ähnlichkeit zwischen Juden und Christen

"Dialogische Verbindung"

Die Existenz des Judentums ist "grundlegend" für das Christentum – findet Papst-Berater Christian Rutishauser. Auch deshalb sei das Gespräch mit dem Judentum wichtig. Der Jesuit äußerte sich auf einer Konferenz an der Goethe-Uni Frankfurt.

Die heiligen Schriften des Islam, Judentums und Christentums / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Die heiligen Schriften des Islam, Judentums und Christentums / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Das Christentum ist nach Auffassung des Jesuiten und Papst-Beraters Christian Rutishauser in besonderer Weise auf das Gespräch mit dem Judentum angewiesen. "Der Dialog mit dem Judentum ist dem Christentum gleichsam eingeschrieben", sagte der Provinzial der Schweizer Jesuiten am Dienstag in Frankfurt hinsichtlich des gemeinsamen Bezugs zur hebräischen Bibel.

"Gegenwart und Zukunft des christlich-jüdischen Dialog"

Christlicher Glaube benenne in der jüdischen Tradition "nicht nur einige Wahrheiten, die ihm etwas sagen" wie in anderen Religionen, sagte Rutishauser. Die Existenz des Judentums sei für das Christentum "theologisch konstitutiv" also grundlegend. Wann immer das Christentum in der Geschichte diese "dialogische Verbindung" geleugnet habe, habe dies zu einer Herabsetzung des Judentums und zu Antijudaismus geführt.

Dies gelte nicht nur für die "christliche Selbstbesinnung Luthers", sondern auch für die katholische Theologie zu Zeiten der Gegenreformation.

Rutishauser ist seit 2014 ständiger Berater des Heiligen Stuhls für Belange des Judentums. Außerdem ist er Mitglied der Jüdisch/Römisch-katholischen Gesprächskommission der Schweizer und der Deutschen Bischofskonferenz. Er sprach am Dienstag bei der Internationalen Konferenz "Gegenwart und Zukunft des christlich-jüdischen Dialogs: Historische und theologische Perspektiven" an der Goethe-Universität Frankfurt.

"Moralische Empörung reicht allein nicht aus"

Am Montag hatte der Erfurter katholische Bischof Ulrich Neymeyr Judenfeindlichkeit bei der Tagung als "ein Problem nicht nur in Deutschland, aber eben auch in Deutschland" bezeichnet. Er forderte mehr Taten statt Worte im Kampf gegen Antisemitismus. "Moralische Empörung, so berechtigt sie ist, reicht allein nicht aus."

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, nahm die Kirchen im Kampf gegen Judenfeindlichkeit stärker in die Pflicht. Es gebe einen Antisemitismus, "der sich als Kritik an Israel tarnt und leider auch in Kirchenkreisen immer häufiger anzutreffen ist" so Schuster. "Eine grundsätzliche Solidarität mit dem Staat Israel und ein deutliches Bekenntnis zur bleibenden Verantwortung Deutschlands für Israel erwarten wir von den Kirchen", betonte der Zentralratspräsident.


Quelle:
KNA
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