Antisemitismusbeauftragter ruft zu Solidarität mit Juden auf

"Formen der Erinnerungskultur finden"

Der Antisemitismus von Migranten aus dem arabischen Raum wird auch in Deutschland zunehmend zum Problem – und vermischt sich mit dem von Rechtsextremen. Der neue Antisemitismusbeauftragte Klein ruft zu geschlossenem Handeln auf.

Spruch gegen Antisemitismus / © Arne Dedert (dpa)
Spruch gegen Antisemitismus / © Arne Dedert ( dpa )

Der neue Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung ruft zu mehr Solidarität mit Juden in Deutschland auf. "Wir müssen Jüdinnen und Juden zeigen, dass wir sie nicht alleinlassen", sagte Felix Klein am Samstag "Spiegel online" nach dem Angriff auf einen Kippa tragenden Israeli in Berlin und nach der Kontroverse um den "Echo"-Musikpreis. Klein tritt am 2. Mai als erster Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung sein Amt an. Bisher war der 40-Jährige als Diplomat im Auswärtigen Amt für die Beziehungen zu jüdischen Organisationen zuständig.

Ansprechpartner für Betroffene

Klein kündigte an, es müsse Stellen geben, an die sich Betroffene in ihrem Umfeld wenden könnten. Das sollte in Zusammenarbeit mit den jüdischen Gemeinden passieren: "Das ist für die Betroffenen wichtig, aber auch, um ein Verständnis der Lage zu bekommen." Denn bisher gebe es nur die Kriminalstatistik, doch man brauche noch "genauere Kenntnis darüber, wo der Antisemitismus in unserem Land sitzt, wenn wir Strategien entwickeln wollen, wie wir ihn bekämpfen".

Mit Blick auf Antisemitismus unter Migranten aus muslimischen Ländern betonte Klein, es dürfe "keinen Generalverdacht gegen Muslime geben. Aber natürlich müssen wir Formen der Erinnerungskultur finden, bei der wir auch Migranten ansprechen." Dabei brauche man auch kreative Ideen, ergänzte er: "Wir haben neulich einen ägyptischen Arzt, Mohammed Helmy, im Auswärtigen Amt geehrt. Dieser Mann, der selbst unter Rassismus zu leiden hatte, hat im Berlin in der Nazizeit ein jüdisches Mädchen in seiner Gartenlaube versteckt und ihm dadurch das Leben gerettet. So eine Geschichte könnte man aufgreifen für den Schulunterricht."

Kompetenzen in Bildung, Erziehung und Sicherheit

Natürlich sei Bildung Ländersache, so Klein weiter, aber er wolle "die Länder einladen und solche Dinge präsentieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da großen Widerstand gibt." Vieles, was für die Antisemitismusbekämpfung wichtig sei, liege ganz maßgeblich in den Kompetenzen der Länder, allen voran Bildung, Erziehung und Sicherheit. "Ich würde mich freuen, wenn mehr Länder Antisemitismusbeauftragte einrichten würden. Dann geht das alles noch etwas schneller."


Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung: Felix Klein / © Rene Bertrand (dpa)
Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung: Felix Klein / © Rene Bertrand ( dpa )
Quelle:
KNA
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