Sorge über religiöses Mobbing unter Schülern

"Absage an jede Art von Rassismus"

​Mit Besorgnis haben Politiker auf antisemitische Äußerungen von muslimischen Schülern an einer Berliner Grundschule reagiert. Das sei "beschämend und unerträglich", erklärte Außenminister Heiko Maas auf Twitter. Andere äußerten sich ähnlich.

Junge mit Kippa (dpa)
Junge mit Kippa / ( dpa )

"Jeder Form von Antisemitismus müssen wir uns entschieden entgegenstellen", so der SPD-Politiker. Er ist derzeit auf Antrittsbesuch in Israel und den Palästinensischen Autonomiegebieten.

 

 

Hintergrund ist ein Vorfall an einer Berliner Schule, über den die "Berliner Zeitung" berichtet hatte. Demnach wurde dort ein jüdisches Mädchen von muslimischen Schülern angegriffen, "weil sie nicht an Allah glaubt". Zuvor habe ein Schüler auf die Angabe des Mädchens, dass sie Jüdin sei, das Wort "Jude" mehrfach in bedrohlichem Tonfall wiederholt. Zuvor sei das Mädchen sogar schon einmal mit dem Tode bedroht worden.

Der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge erklärte: "Wenn Kinder sich untereinander aus religiösen Gründen mobben, anstatt staunend und neugierig darauf zu schauen, was sie voneinander unterscheidet, ist Handeln dringend geboten." Der Direktor der Topographie des Terrors, Andreas Nachama, sagte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), er wolle die Vorfälle nicht im Detail kommentieren. Es zeige sich jedoch "die Notwendigkeit zur Einsetzung eines Antisemitismusbeauftragten als Ombudsmann für Betroffene und als Koordinator für Programme gegen Antisemitismus".

"Eltern stärker in die Pflicht nehmen"

Die Vize-Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Eva Högl, drang darauf, die Personalie "zeitnah" zu klären. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), sagte der "Bild"-Zeitung, man müsse die Eltern stärker in die Pflicht nehmen. Der frühere Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir sagte, er könne sich vorstellen, bei Schuleintritt oder am Schuljahresanfang eine Vereinbarung zwischen Lehrern und Eltern zu treffen, wonach "jede Art von Rassismus eine Absage erfährt und dass man bei Zuwiderhandlung seine Konsequenzen zieht".

Die Berliner Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement, Sawsan Chebli (SPD), erklärte: "Ich würde mir wünschen, dass es noch mehr Einsatz der muslimischen Communities im Kampf gegen Antisemitismus gibt." Zugleich nannte sie "statt Polarisierung und Stigmatisierung eine differenzierte und sachliche Debatte über den Islam" als dringend notwendig.

"Noch kein flächendeckendes Problem"

Es handle sich "Gott sei Dank" noch nicht um ein flächendeckendes Problem an den deutschen Schulen, sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger.

Die "WerteInitiative jüdisch-deutsche Positionen" beklagte, die Hemmschwelle, antisemitische Feindbilder nach außen zu tragen, sinke immer weiter. Mehrfach gab es zuletzt Berichte über antisemitische Äußerungen von muslimischen Schülern gegenüber jüdischen Mitschülern in Berlin.

Unter anderem deshalb plant die Jüdische Gemeinde zu Berlin, eine jüdische Sekundarschule zu eröffnen. Wie das bereits bestehende Jüdische Gymnasium soll die Einrichtung für mittlere Bildungsabschlüsse laut Gemeinde-Vorsitzendem Gideon Joffe besonders Schüler aufnehmen, die wegen ihrer jüdischen Religion an anderen Schulen angefeindet wurden.

Wie die Antidiskriminierungsbeauftragte für die Berliner Schulen, Saraya Gomis, dem "Neuen Deutschland" (Dienstag) sagte, gab es 2017 an Berliner Schulen zwölf antisemitische Vorfälle.


Bundesjustizminister Heiko Maas / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Bundesjustizminister Heiko Maas / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )

Annette Widmann-Mauz / © Uwe Zucchi (dpa)
Annette Widmann-Mauz / © Uwe Zucchi ( dpa )

Markus Dröge / © Jürgen Blume (epd)
Markus Dröge / © Jürgen Blume ( epd )
Quelle:
KNA