Zentralrat der Juden für Pflicht-Besuche in KZ-Gedenkstätten

"Eine gute Idee"

Die Diskussion um verpflichtende Besuche in KZ-Gedenkstätten ist angestoßen. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, begrüßt diesen Vorschlag. Die Idee halte er "prinzipiell für gut", so Schuster.

KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen / © Holger Hollemann (dpa)
KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen / © Holger Hollemann ( dpa )

Schuster plädierte dafür, den Besuch aller Schüler höherer Schulklassen und aller Schulgattungen obligatorisch festzulegen, sagte er am Mittwoch im Deutschlandfunk. Wichtig sei zudem eine entsprechende Vorbereitung.

Empathie entwickeln

Auch könne man Menschen verpflichten, die in Deutschland Asyl beantragten, führte Schuster weiter aus: "Genau das Gleiche gilt auch für Menschen, die neu zu uns kommen." Auch für diese gesellschaftliche Gruppe erachte er einen Besuch nach einer entsprechenden Vorbereitung für sinnvoll und wirkungsvoll.

"Gerade Menschen, die zu uns geflohen sind, die selber Flucht, Vertreibung erlebt haben, können in einer solchen Gedenkstätte anhand ähnlicher Schicksale mit anderem politischem Hintergrund sehr wohl Empathie entwickeln." Jeder, der dauerhaft in Deutschland leben wolle, müsse sich mit der Geschichte des Landes identifizieren, sagte Schuster.

Vorschlag von SPD-Politikerin

Die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD) hatte sich am Wochenende angesichts aktueller antisemitischer Vorfälle in Deutschland für Pflichtbesuche in ehemaligen Konzentrationslagern ausgesprochen. Sie sagte der "Bild am Sonntag": "Ich fände es sinnvoll, wenn jeder, der in diesem Land lebt, verpflichtet würde, mindestens einmal in seinem Leben eine KZ-Gedenkstätte besucht zu haben."

Das gelte auch für Zuwanderer. Gedenkstättenbesuche sollten zum Bestandteil von Integrationskursen werden, sagte Chebli, die Tochter palästinensischer Flüchtlinge ist.

Der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz und Thüringens Bildungsminister, Helmut Holter (Linke), sagte, das Lernen an authentischen Orten sei "richtig und wichtig". Es wäre aber besser Anreize zu setzen, damit Jugendliche dieses Thema für sich entdeckten und sich damit auseinandersetzten.


Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland / © Harald Oppitz (KNA)
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
epd