Israels neuer Botschafter besorgt über wachsenden Antisemitismus

"Die Unsicherheit wächst"

Der wachsende Antisemitismus in Europa bereitet dem neuen israelischen Botschafter in Berlin "größte Sorge". Laut dem Bundestag erlebten knapp ein Drittel der Menschen aus jüdischen Familien Beleidigungen.

Kundgebung gegen Antisemitismus  / © Maja Hitij (dpa)
Kundgebung gegen Antisemitismus / © Maja Hitij ( dpa )

Der neue Botschafter Israels in Berlin, Jeremy Issacharoff, zeigt sich besorgt über eine Zunahme antisemitischer Hetze in Deutschland und Europa. "Natürlich beobachten wir mit größter Sorge den wachsenden Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft und in Europa", sagte Issacharoff am Dienstag den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Gleichzeitig sei er "beeindruckt von der Entschlossenheit, mit der die Entscheidungsträger in Deutschland gegen jegliche antisemitische Angriffe und Erscheinungen vorgehen". Issacharoff ist seit August Israels neuer Botschafter.

Im ersten Halbjahr 2017 ist die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland erstmals seit zwei Jahren wieder gestiegen. Laut einer Expertenkommission des Bundestags erlebten knapp ein Drittel der Menschen aus jüdischen Familien innerhalb eines Jahres antisemitische Beleidigungen. Auch andere Spitzenfunktionäre haben vor einer neuen Unsicherheit in der jüdischen Gemeinde in Deutschland gewarnt.

Antisemitismus "in muslimischen Milieus"

"Das Gefühl der Unsicherheit in der jüdischen Gemeinde wächst seit Jahren", sagte Deidre Berger, Direktorin des American Jewish Committee (AJC) in Berlin, den Zeitungen. Auch weil "explizit antisemitische Terroranschläge" zunähmen, so wie in Paris, Brüssel oder Kopenhagen. Der Zuzug Hunderttausender Flüchtlinge vor allem aus Ländern wie Syrien, in denen der Antisemitismus Staatsdoktrin sei, verschärfe dieses "Gefühl der Unsicherheit", so Berger. Nicht wenige jüdische Gemeinden zeigten sich "besonders besorgt" über Antisemitismus "in muslimischen Milieus".

Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), sagte den Funke-Zeitungen dazu, er teile die Sorgen der Juden vor Übergriffen etwa von Flüchtlingen aus arabischen Diktaturen. Sie seien "zum Teil leider antijüdisch sozialisiert". Er warnte jedoch auch vor einer "Entlastungsdebatte", da der "herkömmliche Antisemitismus" etwa durch "Propaganda" einzelner AfD-Politiker wie Björn Höcke zugenommen habe. Mazyek sagte: "Antisemitismus ist im Islam eine große Sünde. Aus unserer Religion erwächst der Aufruf, sich nicht über Menschen oder einen anderen Glauben herabzulassen."


Der israelische Botschafter, Jeremy Issacharoff (l.), bei der Amtseinführung / © Maurizio Gambarini (dpa)
Der israelische Botschafter, Jeremy Issacharoff (l.), bei der Amtseinführung / © Maurizio Gambarini ( dpa )
Quelle:
KNA