Münchner Juden ehren Bundeskanzlerin Angela Merkel

"Wir sind alle Kinder Gottes"

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Ohel-Jakob-Medaille in Gold erhalten. Mit dieser höchsten Auszeichnung der Israelitschen Kultusgemeinde München und Oberbayern werden Merkels Verdienste um das Judentum in Deutschland gewürdigt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Rabbiner Arthur Schneier / © Matthias Balk (dpa)
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Rabbiner Arthur Schneier / © Matthias Balk ( dpa )

Dazu komme ihr entschlossener Einsatz gegen jede Form von Antisemitismus und ihr entschiedenes Bekenntnis zum jüdischen Staat Israel, hieß es. Anlass der Verleihung war der zehnte Jahrestag der Eröffnung der neuen Münchner Hauptsynagoge Ohel Jakob.

Lob vom Oberrabbiner

Der Oberrabbiner der Park East Synagogue in New York, Arthur Schneier, hob in seiner Laudatio hervor, Merkel habe die Lehren der Bibel von ihrem Vater, einem evangelischen Pastor, "inspirierend" nahe gebracht bekommen. Dazu gehörten den Nächsten zu lieben wie sich selbst, dem Fremden Erbarmen und Barmherzigkeit zu zeigen sowie das Rufen der Unterdrückten zu hören und wahrzunehmen. "Denn wir alle sind Kinder Gottes und verdienen mit Respekt, Würde und Menschlichkeit behandelt zu werden." Diese Lehren habe Merkel weit über ihr eigenes Land hinausgetragen.

Die Kanzlerin habe das deutsche "Staatsschiff", die Europäische Union und die westliche Welt stets so gelotst, dass sie die menschlichen Grundwerte der Zivilisation aufrecht gehalten habe, lobte der Oberrabbiner. Merkel stehe damit repräsentativ für Hoffnung, so wie sie jedem Sturm mutig entgegentrete. Sie tue dies "nicht defätistisch" und lasse sich auch nicht von dem Schreien der Demagogen verleiten, die nur Unruhe und Zerstörung hervorbrächten.

Kanzlerin wirbt für Verständnis über Werte und Gewohnheiten

Merkel dankte für die Worte, die sie "tief im Herzen berührt" hätten. Zugleich sprach sie sich dafür aus, dass das Bewusstsein über die Schoah wachgehalten werden müsse, denn die Rechte des Grundgesetzes seien zu leben, zu schützen und zu verteidigen. Dort, wo Alt und Jung aufeinanderträfen, brauche es Verständnis über Werte und Gewohnheiten. Das sei auch bei der Integration zu beherzigen. Hass und Hetze auf der Straße und in sozialen Netzwerken dürften nicht bagatellisiert werden. In Bezug auf islamistischen Terror sagte sie, getroffen würden davon alle. Doch am Ende seien Demokratie und Freiheit stärker als der Hass der Attentäter und ihrer Hintermänner.

Die Präsidentin der Kultusgemeinde, Charlotte Knobloch, erinnerte am Gedenktag an die Novemberpogrome von 1938 daran, dass seit dem Neubau der Münchner Synagoge weitere Synagogen und Gemeindehäuser entstanden seien. Das Judentum in Deutschland habe wieder eine erkennbare Präsenz. "Hier sind wir - und wir bleiben!" 

Gratulation von Horst Seehofer

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) gratulierte Merkel zur Auszeichnung, die er selbst im vergangenen Jahr bekommen hatte. An Knobloch gerichtet sagte er: "Es ist Ihr Lebenswerk das heute Geburtstag feiert." Sie habe jüdisches Leben in Bayern wieder wachsen und gedeihen lassen. Der Freistaat werde alles tun, damit sich die jüdischen Bürger sicher und zuhause fühlten.

Die Israelitsche Kultusgemeinde München und Oberbayern ist mit 9.500 Mitgliedern nach eigenen Angaben die zweitgrößte jüdische Gemeinde in Deutschland.


Quelle:
KNA