Katholische Kirche will Verhältnis zum Judentum intensivieren

Stabile Beziehungen

Vertreter der katholischen Kirche und des Judentums haben am Sonntagabend die christlich-jüdische Zusammenarbeit gewürdigt. Anlass war der 50. Jahrestag der Verabschiedung der Konzilserklärung "Nostra aetate".

Pater Hofmann SDB, Präsident Schuster und Bischof Mussinghoff (KNA)
Pater Hofmann SDB, Präsident Schuster und Bischof Mussinghoff / ( KNA )

Der Vorsitzende der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Heinrich Mussinghoff, warnte zugleich vor einem Anwachsen antisemitischer Übergriffe: "Es ist die Pflicht aller Bürger dieses Landes und es ist unsere Christenpflicht, jeder Form von Antisemitismus klar und deutlich entgegenzutreten", so der Aachener Bischof in Frankfurt. Dort fand eine Diskussion zum 50. Jahrestag der Verabschiedung der Konzilserklärung "Nostra aetate" über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen statt.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, würdigte das Dokument als Meilenstein und als ein Versprechen, das die Kirche den Juden gegeben habe. "Dahinter darf sie nie mehr zurückfallen", betonte er. Mit "Nostra aetate" habe die Kirche sich von ihrem "über Jahrhunderte praktizierten Antijudaismus" losgesagt. Dies müsse eine bleibende Verpflichtung sein.

Kritisch erwähnte Schuster, dass die katholische Kirche "in der Schoah ohne Frage Schuld auf sich geladen hat. Aber es gab auch mutige Christen, die in der NS-Zeit für die Rettung von Juden ihr Leben riskierten oder für ihren Glauben mit dem Leben bezahlen mussten - das ist gerade in der jüdischen Gemeinschaft nicht vergessen." Die heutigen Beziehungen seien stabil, was sich etwa in der Beschneidungsdebatte 2012 gezeigt habe. Die Religionsgemeinschaften könnten hier eine Vorbildfunktion übernehmen für eine Gesellschaft, in der der gegenseitige Respekt immer häufiger verloren gehe.

Ein Anliegen des Papstes

Auch der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und der Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, Kurienkardinal Kurt Koch, bekräftigte die Bereitschaft der katholischen Kirche zu einer vertieften Freundschaft mit den Juden. Es sei Papst Franziskus ein großes Anliegen, das Verhältnis zu den Juden zu intensivieren, schrieb Koch in einer am Sonntagabend in Frankfurt verlesenen Rede. Wegen anderer Termine nahm der Kurienkardinal nicht selbst an der Veranstaltung teil; seine Rede wurde von Pater Norbert Hofmann von der Päpstlichen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum vorgetragen.

Die Kirche, so Koch, bekenne sich klar zu den jüdischen Wurzeln des Christentums und deren bleibender Bedeutung. Die jüdische Bibel, christlich als Altes Testament bezeichnet, sei ein wesentlicher Teil der christlichen Bibel und dokumentiere die "tief verwurzelte Zusammengehörigkeit" von Judentum und Christentum

Koch bezeichnete "Nostra aetate" als "Magna Charta" und Wendepunkt in den christlich-jüdischen Beziehungen. In der Erklärung hatte die Kirche alle Hassausbrüche, Gewalt und Verfolgungen von Christen gegen Juden beklagt und jede Form von Antisemitismus verurteilt.

Mitschuld von Christen am Holocaust

Der Kurienkardinal bekannte die Mitschuld von Christen am Holocaust. Jahrhunderte alter christlicher Antijudaismus habe die Antipathie gegen die Juden begünstigt und den Widerstand der Christen gegen die Vernichtung der Juden geschwächt. Die Christen müssten ehrlich bedauern, dass "erst das beispiellose Verbrechen der Schoah ein wirkliches Umdenken bewirken konnte", so der aus der Schweiz stammende Kurienkardinal.

Die Schoah könne aber nicht dem Christentum als solchem zugerechnet werden, sondern sei von einer gottlosen und neuheidnischen Ideologie geleitet gewesen. Die Nationalsozialisten hätten mit dem Judentum auch die jüdische Wurzel des Christentums vernichten wollen.


Quelle:
KNA