Rabbinerin und Gemeindevorstand wollen Einigung

Mediation statt Spaltung

Die entlassene Rabbinerin Antje Yael Deusel und die Israelitische Kultusgemeinde Bamberg haben sich am Mittwoch vor dem Arbeitsgericht auf ein Mediationsverfahren geeinigt. Deusel habe der Gegenseite diesen Vorschlag unterbreitet, sagte ihr Anwalt.

Erste deutsche Rabbinerin nach dem Krieg: Antje Yael Deusel (KNA)
Erste deutsche Rabbinerin nach dem Krieg: Antje Yael Deusel / ( KNA )

Der Gemeindevorstand habe den Vorschlag akzeptiert, sagte Deusels Anwalt Martin Reymann-Brauer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wer dieses Mediationsverfahren leiten und wann es beginnen soll, ist noch unklar. "Wir werden da auf die Tube drücken", sagte Anwalt. Der aktuelle Schwebezustand müsse schnell behoben werden.

Der Vorstand der Kultusgemeinde hatte Rabbinerin Deusel zum 31. März gekündigt. Hinter den Kulissen hat es zwischen dem neuen Vorsitzenden der Gemeinde, Martin Arieh Rudolph, und der progressiven Rabbinerin schon längere Zeit gekriselt. Der Einheitsgemeinde mit 900 Mitgliedern droht mit dem Zerwürfnis eine Spaltung. Die Anhänger der Rabbinerin treffen sich künftig in einem eigens gegründeten Gebetskreis freitags im Gemeindesaal der evangelischen Bamberger St. Stephanskirche. Die Israelitische Kultusgemeinde Bamberg hatte unterdessen bereits eine Stellenanzeige für einen neuen Rabbiner geschaltet.

Parteien müssen sich auf Mediator einigen

Das Verfahren vor dem Arbeitsgericht wurde wegen des geplanten Mediationsverfahrens "terminslos" gestellt, sagte Deusels Anwalt. Ob es überhaupt zu einem Mediationsverfahren kommt, liege nun daran, ob sich beide Parteien auf einen Mediator einigen können. Bei der speziellen Situation müsse man allerdings einen Mediator finden, der detaillierte Kenntnisse des Judentums habe.

Der Zwist in der Bamberger Kultusgemeinde beschäftigt außerdem den Zentralrat der Juden in Deutschland. Deusel hat dort Widerspruch gegen die jüngsten Vorstandswahlen in ihrer Gemeinde eingelegt, weil dabei demokratische Regeln "grob verletzt" worden seien. Die gebürtige Nürnbergerin war im November 2011 die erste deutschstämmige Rabbinerin, die nach dem Holocaust in Deutschland ausgebildet und ordiniert wurde.

Hinweis der Redaktion

Zu diesem Artikel hat die Israelitische Kultusgemeinde Bamberg K.d.ö.R. eine Gegendarstellung erwirkt.


Quelle:
epd , KNA