Umfrage: Mehrheit der Juden fürchtet wachsenden Antisemitismus

Viele Juden denken über Emigration nach

Laut einer Umfrage der Europäischen Grundrechte-Agentur (FRA) unter europäischen Juden, zieht rund ein Viertel der Befragten eine Emigration in Betracht. Wachsender Antisemitismus ist der Grund dafür.

 (DR)

Die Mehrheit der Juden in Europa befürchtet laut einer Studie einen wachsenden Antisemitismus. Für 76 Prozent hat sich die Situation in den vergangenen fünf Jahren in ihrem jeweiligen Land verschärft, heißt es in einer am Montag in Berlin vorgestellten Umfrage der Europäischen Grundrechte-Agentur (FRA). In Deutschland gaben 68 Prozent der Befragten an, dass der Antisemitismus gewachsen sei. Rund ein Viertel ziehe deshalb eine Emigration in Betracht. 63 Prozent der Befragten vermieden es, auf der Straße jüdische Symbole zu tragen.

Laut FRA beteiligten sich 608 Juden in Deutschland an der Studie, insgesamt leben hier derzeit nach deren Angaben 200.000 bis 250.000 Juden. Für den gesamten Bericht wurden mehr als 5.800 Juden im Alter über 16 Jahren in jenen EU-Ländern befragt, in denen zusammen 90 Prozent der jüdischen Bevölkerung in der EU leben. Darunter fallen neben Deutschland Großbritannien, Belgien, Frankreich, Ungarn, Italien, Lettland und Schweden.

Die meisten Übergriffe nicht gemeldet

21 Prozent der Befragten berichteten, sie hätten allein in den vergangenen zwölf Monaten antisemitische Äußerungen oder andere Belästigungen erfahren. Zwei Prozent seien in der Zeit Opfer eines gewaltsamen Übergriffs geworden. Der Großteil dieser Angriffe sei von den Betroffenen nicht gemeldet worden, heißt es. Erstmals wurde die Studie "Fundamental Rights Agency" vor einem Monat in Wien vorgestellt.

Der Washingtoner Direktor für internationale Beziehungen des American Jewish Committee, Andrew Baker, betonte, die Ergebnisse hätten viele Länder wachgerüttelt. Es sei gut, dass etwa die Frage der Sicherheit jüdischen Lebens wieder auf die politische Tagesordnung gesetzt worden sei. Jetzt müssten Konsequenzen gezogen werden. Die Studie mache zudem deutlich, dass antisemitische Übergriffe künftig besser dokumentiert werden müssten.


Quelle:
KNA