Kirchen und Politik erinnern an Judenpogrome

Berliner Schweigemarsch

Mehr als 1.000 Berliner haben einem "Gedenkweg" an die Judenpogrome vor 75 Jahren erinnert. An dem Schweigemarsch durch das Stadtzentrum nahmen Kardinal Woelki und der evangelische Bischof Dröge teil sowie der Regierende Bürgermeister Wowereit.

Gedenkweg zur Erinnerung an Pogrome (dpa)
Gedenkweg zur Erinnerung an Pogrome / ( dpa )

Mehr als 1.000 Berliner haben einem "Gedenkweg" an die Judenpogrome vor 75 Jahren erinnert. An dem Schweigemarsch durch das Stadtzentrum nahmen Kardinal Woelki und der evangelische Bischof Dröge teil sowie der Regierende Bürgermeister Wowereit.

Sie hoben das "unermessliche Leid" durch die Verbrechen der Nationalsozialisten hervor. Zugleich dankten sie der jüdischen Gemeinschaft für ihr wachsendes Engagement in Deutschland. Eingeladen hatten die beiden großen Kirchen und der Ökumenische Rat Berlin-Brandenburg.

Beim Auftakt vor der Sankt Marienkirche beim Alexanderplatz erinnerte Wowereit daran, dass die Nationalsozialisten allein in Berlin 11 der damals 14 Synagogen in Brand steckten. Dabei seien sie in der Bevölkerung "auf keinen nennenswerten Widerstand gestoßen, auch nicht in den Kirchen". Wowereit würdigte die Kirchenvertreter, "die öffentlich gegen die Barbarei protestierten". Er nannte den katholischen Dompropst Bernhard Lichtenberg und den evangelischen Pastor Helmut Gollwitzer. Es seien "aber nur mutige Einzelne gewesen". Der Regierende Bürgermeister betonte zugleich, heute räumten die Kirchen ihr historisches Versagen ein und engagierten sich für ein friedliches Zusammenleben der Religionen.

Auch Woelki und Dröge erinnerten an das Schweigen der meisten Christen angesichts der brennenden Synagogen. "Dafür haben wir Verantwortung zu übernehmen, dafür haben wir uns auch zu schämen", sagte Woelki. Dröge bezeichnete die Verbrechen der Nationalsozialisten als Mahnung, die Menschenrechte zu verteidigen. So dürfe das Grundrecht auf Asyl "nicht ausgehöhlt werden", forderte er unter dem Applaus seiner Zuhörer.

Abgeschlossen wurde der rund dreistündige Gedenkweg beim Gelände der zerstörten Reformsynagoge in der Oranienburger Straße, auf der sich heute ein Parkplatz befindet. Rabbiner Andreas Nachama appellierte an die auf dem Areal engagierten Investoren, einen Teil davon für eine neue Reformsynagoge zur Verfügung zu stellen. Zusammen mit Rabbinerin Gesa Ederberg rief Nachama zudem Christen und Juden auf, ihren Dialog fortzuentwickeln. Sie müssten sich gemeinsam gegen die Ausgrenzung von Muslimen und Roma in Deutschland und anderen europäischen Staaten sowie von Christen in Afrika und Asien engagieren.


Quelle:
KNA