Die großen Kirchen würdigen die Arbeit des Zentralrats der Juden

60 Jahre "unverzichtbar"

Die beiden großen Kirchen haben dem Zentralrat der Juden in Deutschland zu seinem 60-jährigen Bestehen gratuliert. Sowohl Bischofskonferenz als auch EKD würdigten den Zentralrat als "unverzichtbare Institution" innerhalb der Gesellschaft.

 (DR)

Er schätze ihn "als Partner des Dialogs und der öffentlichen Mahnung", so der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, in einem Brief an Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch. Er sei dankbar, dass die Beziehungen zwischen Bischofskonferenz und Zentralrat so gut seien, schreibt Zollitsch. Zu dem gemeinsamen Weg gehöre auch, Heranwachsende zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit der Vergangenheit zu erziehen. Jeder Form von Judenfeindlichkeit erteilte Zollitsch eine klare Absage. "Erneut versichere ich Ihnen, dass es für die Leugnung des Holocaust keinen Platz in der katholischen Kirche geben darf", betonte der Freiburger Erzbischof.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, unterstrich, die Stimme des Zentralrates sei auch in Zukunft unerlässlicher Bestandteil des öffentlichen Diskurses.

Auch der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Johannes Friedrich, äußerte sich erfreut über ein Wiedererstarken des jüdischen Lebens in Deutschland. Er sei dankbar, dass der Zentralrat die Entwicklung der Bundesrepublik begleitet habe. Damit seien "die Bedeutung, der Charme und der kulturelle Reichtum der jüdischen Religiosität wieder nach Deutschland zurück gekehrt", so der bayerische Landesbischof.

"Das Judentum hat in Deutschland eine Zukunft"
Die Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sieht in Deutschland jüdisches Leben wieder wachsen. "Das Judentum hat in Deutschland eine Zukunft, in die ich sehr hoffnungsvoll blicke", sagte sie der in Dortmund erscheinenden "Westfälischen Rundschau" (Montagsausgabe). Das deutsche Judentum sei wieder auferstanden. "Deutschland - das sage ich aus tiefster Überzeugung - ist heute den Juden wieder eine Heimat."

"Normale" Verhältnisse für Juden in Deutschland seien jedoch angesichts der Vernichtung der europäischen Juden im Nationalsozialismus noch unnormal, erläuterte Knobloch. Die Aufarbeitung des Holocausts dauere noch an. "Ich bin sicher, dass wir eines Tages von einem normalen Miteinander sprechen können", sagte die Zentralratspräsidentin, die im November aus ihrem Amt scheidet.

Der Zentralrat wurde am 19. Juli 1950 gegründet. Er repräsentiert heute 108 jüdische Gemeinden mit rund 105.000 Mitgliedern. "Wenige Jahre nach dem Ende der von Rassismus und Antisemitismus gekennzeichneten Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten haben mutige Männer und Frauen jüdisches Leben in Deutschland repräsentiert", erklärte Schneider. Sie hätten damit dazu beigetragen, dass nach der tiefen Schuldgeschichte und dem Grauen des NS-Regimes ein Neubeginn möglich wurde.