Kardinal Kasper: Papstreise hat Dialog mit Juden gefördert

Ein neuer Ton

Kurienkardinal Walter Kasper sieht die Nahostreise von Papst Benedikt XVI. als wichtigen Impuls für die Beziehungen zwischen Katholiken und Juden. Gerade in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem habe der Papst "eine große Rede" gehalten, die "einen neuen Aspekt, einen neuen Ton, eine neue Tiefe im Dialog" gezeigt habe, sagte Kasper am Wochenende im Interview mit "Radio Vatikan".

Walter Kardinal Kasper: Zuständig für Ökumene-Fragen im Vatikan (KNA)
Walter Kardinal Kasper: Zuständig für Ökumene-Fragen im Vatikan / ( KNA )

Kasper ist Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen und Vorsitzender der Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum. Er hatte den Papst auf seiner Reise nach Jordanien, Israel und die Palästinensergebiete begleitet.

Die negativen Stimmen zu der Rede müsse man zwar wahrnehmen. Der Kardinal plädierte aber dafür, die Ergebnisse des jüdisch-christlichen Gesprächs bekannter zu machen. Dabei müssten beide Seiten darüber reden, wie man «die Basis verbreitern kann».
Sicherlich sei noch viel Arbeit notwendig. Allerdings habe es ihn erstaunt, wie viele Gesprächsgruppen zwischen Juden und Christen es in Israel selbst gibt. Auch dies müsse stärker in die Öffentlichkeit getragen werden.

Über die Frage der Seligsprechung von Papst Pius XII. (1939 bis
1958) sei beim Besuch des Papstes nicht gesprochen worden.
Persönlich halte er, Kasper, sie für eine innerkirchliche Angelegenheit. Nach seinen Worten sehen aber viele Israelis Pius XII. weiterhin als schuldbeladene Figur, die zu wenig gegen den Holocaust unternommen hat. Es sei Aufgabe der Historiker, die jüngeren Ergebnisse der Forschung in Israel bekannter zu machen.

Beim ökumenischen Aspekt der Reise habe man die Früchte der Arbeit aus den vergangenen Jahrzehnten gesehen, so Kasper. Die positiven Begegnungen mit den Vertretern der orthodoxen und der altorientalischen Kirchen wären nicht möglich gewesen, «wenn vorher nicht sehr viel getan worden wäre».