Zentralrat der Juden stoppt Dialog mit Kirche trotz Distanzierung von Williamson

Erstmal mal nicht drüber reden

Mit Bundestagspräsident Norbert Lammert will Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch wieder reden, mit den deutschen Bischöfen aber erstmal nicht mehr: Momentan werde es zwischen ihr und der Kirche sicher kein Gespräch geben, sagte sie der "Rheinischen Post". Sie zieht damit die Konsequenzen aus dem Eklat um die Holocaust-Äußerungen des Traditionalistenbischofs Richard Williamson, obwohl sich die Bischofskonferenz eindeutig distanziert hatte. Ob Vertreter der Bischofskonferenz um ein Gespräch gebeten hatten, ist nicht bekannt.

 (DR)

«Ich wünsche mir einen Aufschrei in der Kirche gegen ein solches Vorgehen des Papstes», sagte Knobloch. "Ich habe es hier nicht mit Menschen zu tun, die nicht wissen, was sie tun. Der Papst ist einer der gebildetsten und intelligentesten Menschen, die die katholische Kirche hat, und jedes Wort, das er ausspricht, das meint er auch und das ist auch fundiert"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonfenrent Bischof Robert Zollitsch sagte dazu, Knoblochs Enttäuschung sei verständlich.
Zugleich kündigte der Erzbischof an, er selbst wolle «die Brücke weiter bauen».

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte die Äußerungen Williamsons als "inakzeptabel" bewertet. Sie gehörten nicht zur Lehre der katholischen Kirche, sagte Bischofskonferenz-Sprecher Matthias Kopp schon am Montag im ZDF-Morgenmagazin. Die Empörung der jüdischen Gemeinden über die Holocaust-Leugnung des britischen Bischofs nannte Kopp "sehr gut nachvollziehbar". Das Bistum Regensburg teilte mit, Williamson habe in der Diözese Hausverbot. Bischof Gerhard Ludwig Müller bekundete im Bayerischen Rundfunk die Erwartung, dass der Traditionalistenbischof sich von seinen „zutiefst menschenverachtenden" Äußerungen distanziere und sein Amt nicht mehr ausübe. Auch der künftige Bischof von Münster, Felix Genn, bezeichnete eine Leugnung des Holocaust als inakzeptabel. Wer diese „schreckliche Last unseres Volkes leugnet, richtet sich gegen die Menschlichkeit und gegen jede Schwester und jeden Bruder aus dem jüdischen Volk", sagte er in Düsseldorf.

Zentralrats-Generalsekretär Stephan Kramer sieht in Deutschland eine wachsende antijüdische Stimmung. Als Begründung verwies er im Interview der «Stuttgarter Zeitung» auf einen Anstieg antisemitischer Gewalttaten und antiisraelischer Demonstrationen im Zusammenhang mit dem Gazakrieg.

Kramer warf Papst Benedikt XVI. vor, einen «Holocaust-Leugner unter seine Fittiche» zu nehmen. Dies alles trage zu einer Stimmungslage bei, wegen der in den «Gremien der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland zurzeit das Hauptthema der Antisemitismus ist», sagte Kramer.