Neue Synagoge für Bochum - Neues Gotteshaus für die jüdische Gemeinde in der Ruhrgebietskommune wird am 16. Dezember geweiht

Neue Synagoge für Bochum

Rund 69 Jahre nachdem die Nationalsozialisten in der Reichspogromnacht 1938 die alte Synagoge in Bochum zerstört haben, weiht die jüdische Gemeinde der Revierstadt am 16. Dezember ihr neues Gotteshaus. Die Gebetsstätte mit Gemeindezentrum für über 1200 Mitglieder der jüdischen Gemeinde liegt in der Nähe des Planetariums und hat inzwischen wieder den Mitgliederstand von vor der Nazi-Zeit erreicht. Die neue Synagoge ist auch das Gemeindezentrum für Juden aus Herne und Hattingen.

Autor/in:
Rudolf Alexander
 (DR)

Die Stadt Bochum hatte das Grundstück von 4300 Quadratmetern kostenlos bereitgestellt. Den Grundstein legte am 14. November 2005 noch der inzwischen verstorbene Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel. Zur Einweihung wird Spiegels Amtsnachfolgerin, Charlotte Knobloch, erwartet.
Der Kölner Architekt Peter Schmitz hat den würfelförmigen Bau entworfen. Das Gebäude verfügt auch über einen großen Gemeindesaal, in dem "neben religiösen Feiern vielleicht auch Sport betrieben werden kann", sagt der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Bochum, Grigory Rabinovich. Kaum einer in der Stadt habe noch vor 30 Jahren gedacht, dass es mal wieder so viele Menschen mit jüdischer Religionszugehörigkeit in der Ruhrgebiets-Kommune geben würde.
Nach dem Holocaust waren zunächst nur fünf Juden nach Bochum zurückgekehrt. 1989 lebten in ganz NRW lediglich 5000 Juden. Heute sind es - vor allem durch die Einwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion - wieder mehr als 30 000 Menschen jüdischen Glaubens, die an Rhein und Ruhr zu Hause sind. Mit gut 22 000 gläubigen Juden leben die meisten von ihnen im Rheinland, in Westfalen sind es rund 7500. In ganz Deutschland leben nach Angaben des Zentralrats derzeit etwa 150 000 Menschen jüdischen Glaubens.
Gut sieben Millionen Euro hat der Neubau in Bochum gekostet. Geld, das auch von der Stadt Bochum und vom Land NRW kam. Im Februar dieses Jahres wurde die neue Synagoge in Gelsenkirchen geweiht. Auch in Krefeld und Herford dauert es nicht mehr lange, bis die Gemeinden neue Synagogen erhalten. In NRW gibt es in den beiden Landesverbänden Westfalen-Lippe und Nordrhein inzwischen wieder 18 jüdische Gemeinden und die eigenständige Synagogen-Gemeinde Köln.
Die Synagogen-Neubauten tragen nach Überzeugung von Gemeinde-Chef Rabinovich entscheidend dazu bei, "jüdisches Leben in Deutschland wieder zu festigen". In Bochum solle das neue jüdische Gotteshaus auch deshalb "eine Stätte der Begegnung" sein, sagt er. Auch ein Jugendzentrum inklusive Diskothek sei vorgesehen, weil die Gemeinde natürlich "auch an ihre jungen und jüngsten Mitglieder denken muss". Zu den christlichen Gemeinden am Ort gebe es gute Kontakte.

Die Evangelische Stadtakademie hat über Jahre hinweg an die "Lebensgeschichte" der Juden in Bochum und Deutschland erinnert. Eine Ausstellung mit dem Titel "Spurensuche - Jüdisches Leben in Bochum" wird aus Anlass der Synagogen-Einweihung seit Ende Oktober bis zum 1. Februar nächsten Jahres gezeigt. Sie konfrontiert den Betrachter den Angaben zufolge auch mit dem Abschnitt der Stadtgeschichte, als jüdische Bürger ausgestoßen, verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Ergänzend stellt das Jüdische Museum Westfalen aus Dorsten eine Fotoreihe bereit, die jüdisches Leben heute illustriert.

NRW hatte im vergangenen Jahr - auch wegen der gewachsenen Aufgaben der jüdischen Gemeinden durch den Zuzug aus Osteuropa - einen Staatsvertrag mit den jüdischen Landesverbänden geschlossen. Jährlich bekommen die Verbände insgesamt rund sieben statt bisher fünf Millionen Euro für ihre Arbeit. Das Geld wird auch für den Einsatz von mehr Personal ausgegeben, sagt die Geschäftsführerin des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Westfalen-Lippe, Ruth Jacob-Prinz. Allein im Landesverband Nordrhein sind derzeit sieben Rabbiner und acht Religionslehrer im Einsatz.