Politiker attackieren den Nationalspieler

Debatte um Dejagah

Die Absage von U-21-Nationalspieler Ashkan Dejagah für das Fußball-Länderspiel in Israel ist auf breites Unverständnis gestoßen. Nach dem Zentralrat der Juden forderten nun auch Politiker den DFB auf, den Fußball-Profi aus der Nationalmannschaft auszuschließen.

 (DR)

Pofalla: Nicht hinnehmbar
Der Grünen-Politiker Volker Beck erklärte, er habe Zweifel, ob Dejagah für die Nationalmannschaft geeignet sei.  Ein deutscher Nationalspieler müsse ohne Wenn und Aber auch gegen eine Auswahl des Staates Israel auflaufen dürfen, so Beck. Politische oder religiöse Einstellungen hätten bei einer sportlichen Auseinandersetzung grundsätzlich außen vor zu bleiben. Wenn Dejagah oder seine Familie im Iran mit Repressionen rechnen müssten, sei sein Wunsch zwar nachvollziehbar und legitim: "Ob angesichts solcher Umstände für ihn dann aber eine Zukunft in der deutschen Nationalmannschaft noch angemessen ist, möchte ich bezweifeln."

CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla bezeichnete es als "nicht hinnehmbar", dass Spieler aus Gründen der Weltanschauung oder Religion ein Spiel boykottierten. Die deutschen Nationalmannschaften jedweder Sportart stünden als Repräsentanten ihres Landes symbolisch für die freiheitlichen und demokratischen Grundwerte der Bundesrepublik, erklärte er in Berlin. Mit diesen Werten, zu denen auch die besondere historische Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel gehöre, müssten sie sich identifizieren.

Shimon Stein: Das ist unerhört
Heftige Kritik am Verhalten Dejagahs übten auch der Schriftsteller Ralph Giordano, der frühere Bundesfinanzminister Manfred Lahnstein (SPD) sowie Israels Ex-Botschafter in Berlin, Shimon Stein. "Das ist unerhört", betonte Giordano. "Vor allem, wie schnell der DFB dem zugestimmt hat. Und erst danach ist ihnen eingefallen, was für ein Skandal das ist." Lahnstein sagte, Dejagah müsse sich fragen lassen, was er im Sport zu suchen habe.

Stein rief den deutschen Fußball auf, ein "klares Wort" zu sprechen.
Zwanziger hatte den Spieler zunächst verteidigt, weil er aus persönlichen und nicht aus weltanschaulichen Gründen auf seinen Einsatz verzichten wolle. Im Hessischen Rundfunk erklärte er allerdings am Nachmittag: "Man hat es Dejagah zu leicht gemacht."

Er selbst wolle nun das Gespräch mit dem Spieler suchen. "Ich werde versuchen, das Verantwortungsgefühl abzufragen, das er als deutscher Nationalspieler zeigen muss", so Zwanziger. Von diesem Gespräch hänge ab, ob Dejagah weiterhin für eine deutsche Nationalmannschaft nominiert werde. Grundsätzlich müsse er sich entscheiden, für welches Land er spielen wolle.

DFB: Als junger Mensch darf Dejagah Fehler machen
DFB-Präsident Theo Zwanziger räumte Fehler ein. "Wir haben Dejagahs Entschuldigung zu schnell akzeptiert", sagte er dem Hessischen Rundfunk. "Wir hätten mehr nachfragen und nachbohren müssen." Das werde der DFB nun nachholen.

Zugleich bekräftigte der DFB-Präsident seine Kritik an der Entscheidung des Spielers: "Persönliche Gründe können Verletzungen sein; aber ein deutscher Nationalspieler muss das tun, was die Nationalmannschaft auch tut." Dazu gehöre eine Reise nach Israel. Als junger Mensch habe Dejagah allerdings auch das Recht, Fehler zu machen und hinzuzulernen.


Zentralrat: Antiisraelisches Verhalten
Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch warf dem 21-jährigen Dejagah am Dienstag in München "antiisraelisches Verhalten" vor; dies dürfe nicht stillschweigend geduldet werden. Gerade sportliche Wettkämpfe sollten politische Spannungen überwinden.

Der Wolfsburger Profi hatte DFB-Coach Dieter Eilts gebeten, nicht beim U-21-Länderspiel am Freitag in Israel antreten zu müssen. Dies habe der Trainer akzeptiert. Laut "Bild"-Zeitung gab der Fußballer politische Motive an. Allerdings begründet er seine Bitte mittlerweile mit persönlichen Motiven. Dejagah ist in Teheran geboren und in Berlin aufgewachsen; einige seiner Verwandten wohnen im Iran. Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad drohte wiederholt mit der Vernichtung Israels und untersagte seinen Landsleuten den Wettkampf mit israelischen Sportlern.