Jüdische Gemeinde Berlin steht offenbar vor der Spaltung

"Egoisten, stalinistische Methoden"

Die Jüdische Gemeinde Berlin steht offenbar vor einer Spaltung. Prominente Berliner Juden planen, eine neue Gemeinde zu gründen, berichtet am Samstag "Stern.de". Hintergrund ist ein schon länger schwelender Konflikt zwischen alteingesessenen Gemeindemitgliedern und Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion.

 (DR)

Meyer: Lange schwelender Konflikt wird öffentlich
Der frühere Gemeinde-Vorsitzende Albert Meyer sagte dem Onlineportal des Magazins: "Wir wollen nicht länger akzeptieren, dass die jetzige Führung aus der alten traditionsreichen Berliner Gemeinde einen russischsprachigen Kulturverein machen wollen." Zudem gehe es nicht an, dass eine "Clique aus egoistischen, machtorientierten Menschen mit zum Teil stalinistischen Methoden alle anderen verdrängen und rausekeln, die für die deutsch-jüdische Tradition und die Rolle der Gemeinde als Glaubensgemeinschaft eintreten."

Damit wird den Angaben zufolge in der größten Jüdischen Gemeinde Deutschlands ein Konflikt öffentlich, der seit der großen Zahl jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion in vielen deutschen Gemeinden schwelt oder schon ausgefochten wird. Der Vorsitzende der Gemeinde, Gideon Joffe, lehnte gegenüber "Stern.de" eine offizielle Stellungnahme zur Kritik und zur Entwicklung in der Gemeinde ab.

Mit Zuversicht in neue Gemeinde
Meyer, der die Berliner Gemeinde selbst zwei Jahre geführt hat und bis Herbst Mitglied des Präsidiums des Zentralrats der Juden war, zeigte sich optimistisch, dass mehrere Hundert alteingesessene Berliner Juden einer neuen Gemeinde beitreten werden. Meyer berichtete, dass er von zahlreichen Juden gebeten worden sei, eine neue Gemeinde zu gründen.

Schoeps sagte dem Onlineportal, er rechne fest damit, dass die neue Gemeinde ihrer künftigen Größe entsprechend auch einen Teil der öffentlichen Hilfen für die heutige jüdische Gemeinde erhalten werde. Er verband diesen Hinweis mit der Forderung, dass die öffentliche Hand den Gemeinden künftig nicht nur Geld zur Verfügung stellen, sondern auch dessen Verwendung prüfen sollte.