Rat der EKD bekennt sich in Jad Vaschem zu Schuld der Christen am Holocaust

Solidarisch mit Juden gegen Antisemitismus

Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat sich in Jerusalem zur Mitschuld der Christen am Holocaust bekannt. " In Demut und Beschämung beugen wir uns vor dem unendlichen Leid, dass von Deutschen, auch von Christen in Deutschland ausgegangen ist", sagte der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, nach einer Kranzniederlegung am Mittwochvormittag in der Gedenkstätte Jad Vaschem. Lesen Sie hier das Grußwort im Wortlaut.

 (DR)

Der Rat der EKD habe bewusst Jad Vaschem am ersten Tag einer Begegungsreise durch das Heilige Land besucht, sagte Huber. Die Stätte der Erinnerung und Mahnung an die sechs Millionen Opfer des Völkermords der Nationalsozialisten an den Juden sei für den Rat der EKD "unser Tor nach Irsael".

Der EKD-Ratsvorsitzende verwies auf ein Bekenntnis des evangelischen Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer, der bereits 1940 erklärt hatte, die Kirche sei "schuldig geworden am Leben der schwächsten und wehrlosesten Brüder Jesu Christi". Huber sagte, er stehe als Berliner Bischof in besonderer Verantwortung: "Ich komme aus der Stadt, von der das Unheil ausging."

Die evangelischen Kirchen haben Huber zufolge seither "viele wichtige Schritte unternommen, um den Ungeist des antijüdischen Denkens" aus Gebeten und Liedern, Glauben und Theologie zu tilgen. Die EKD und einzelne Landeskirchen hätten sich immer wieder unzweideutig gegen alle Formen des Antisemitismus ausgesprochen. Die Aufgabe der Kirchen sei es, gegen jedes neue Aufflackern von Antisemitismus einzutreten.
Dies geschehe "in großer Solidarität mit den jüdischen Gemeinden und dem Zentralrat der Juden in Deutschland".

Auch in Zukunft stelle sich die evangelische Kirche ihrer historischen Verantwortung, sagte der EKD-Ratsvorsitzende. "Unsere Kinder und Kindeskinder müssen wissen, welche Verantwortung auf unser aller Schultern liegt." In das Gästebuch von Jad Vashem schrieb Huber: "Nur durch die Wahrheit wird aus der Erinnerung Orientierung."

Der Rat der EKD besucht bis zum Sonntag Israel und die palästinensischen Autonomiegebiete. Huber verwies darauf, dass erstmals alle Ratsmitglieder an einer solchen Reise des Führungsgremiums der EKD teilnehmen. Die Delegation hat Gespräche mit Repräsentanten politischer und religiöser Einrichtungen auf ihrem Programm. Am Freitag reist der Rat der EKD von Israel ins Westjordanland weiter.

Lesen Sie hier unsere Berichterstattung über die Reise der katholischen Bischöfe ins Heilige Land im Februar.

Mehr zum Thema